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Sapropterin bei Phenylketonurie

Konstanz - 17.07.2009, 07:02 Uhr


Sapropterin (Kuvan®) ist bei Erwachsenen und Kindern ab vier Jahren mit Phenylketonurie zur Behandlung der Hyperphenylalaninämie angezeigt, ebenso bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Tetrahydrobiopterin (BH4)-Mangel.

Saproterin ist eine synthetische Form von Tetrahydrobiopterin (6R-BH4). Dieser Enzym-Kofaktor ist zusammen mit dem Enzym Phenylalanin-Hydroxylase am Stoffwechsel von Phenylalanin beteiligt, der bei der Phenylketonurie gestört ist. Sapropterin soll die Aktivität der fehlerhaften Phenylalaninhydroxylase erhöhen und dadurch den oxidativen Phenylalaninmetabolismus in ausreichendem Maße steigern oder wieder herstellen.

Eine Tablette enthält 100 mg Sapropterin. Die Anfangsdosis von Sapropterin beträgt einmal täglich 10 mg/kg Körpergewicht und wird im Bereich von 5 bis 20 mg/kg und Tag eingestellt. Sapropterin wird zum Essen als Einzeldosis immer zur gleichen Tageszeit, vorzugsweise morgens, in Wasser gelöst eingenommen.

Nach oraler Einnahme der aufgelösten Tablette wird die maximale Plasmakonzentration (Cmax) nach drei bis vier Stunden erreicht. Sapropterin wird primär in der Leber zu Dihydrobiopterin und Biopterin verstoffwechselt. Nach oraler Applikation wird es hauptsächlich über die Fäzes und nur eine kleine Menge mit dem Urin ausgeschieden.

Nur zwischen 30 und 70 % aller Patienten mit Phenylketonurie sprechen auf die Behandlung mit Sapropterin an. Als zufrieden stellendes Ansprechen gilt ein Abfall der Phenylalaninblutspiegel um mehr als 30 % oder ein vom behandelnden Arzt für einen Patienten individuell definierter therapeutischer Zielwert. Patienten, die dieses Ziel während der beschriebenen einmonatigen Testphase nicht erreichen, müssen als Non-Responder eingestuft werden und sollten keine weitere Therapie mit Sapropterin erhalten. Wahrscheinlich ist Sapropterin vor allem dann wirksam, wenn Mutationen in den Kofaktor-Bindungsstellen des Phenylhydroxylase-Gens vorliegen. Ein BH4-Belastungstest kann Auskunft geben, ob ein Patient auf eine Sapropterin-Behandlung anspricht.

In mehreren randomisierten, placebokontrollierte Studien der Phase III reduzierte Sapropterin bei Patienten mit Phenylketonurie die Phenylalaninblutspiegel und erhöhte die Phenylalanintoleranz bei diätetischer Zufuhr. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen und Rhinorrhö. Häufig kam es zu laryngopharyngealen Schmerzen, verstopfter Nase und Husten sowie Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen.

BH4 ist ein Kofaktor der NO-Synthetase. Vorsicht wird empfohlen bei gleichzeitiger Anwendung von Sapropterin mit allen Mitteln, einschließlich solcher, die topisch angewendet werden, die eine Vasodilatation durch Beeinflussung des Stickstoffmonoxid (NO)-Abbaus oder seiner Wirkung hervorrufen, einschließlich klassischer NO-Donatoren (z. B. Glyceroltrihydrat, Isosorbiddinitrat, Nitroprussidnatrium, Molsidomin), Phosphodiesteraseinhibitoren vom Typ 5 (PDE-5-Inhibitoren) und Minoxidil.


Bettina Hellwig