Zukunft des Apothekenwesens

Preiswettbewerb unter Apotheken - eine schwierige Vorstellung

Berlin - 08.07.2009, 15:47 Uhr


Armin Jungbluth, im Bundeswirtschaftsministerium als Referatsleiter für wirtschaftspolitische Fragen der Gesundheitspolitik zuständig, geht davon aus, dass sich in absehbarer Zukunft nichts an den wesentlichen Pfeilern des Apothekenwesens ändern wird.

Jungbluth ist in seinem Ministerium unter anderem für alle Fragen der Arzneimittelpreisverordnung zuständig. Daher war er auch maßgeblich an der Entstehung der 15. Novelle des Arzneimittelgesetzes (AMG) beteiligt - auch wenn man sich hier wider Erwarten am Ende doch nicht auf die geplante Änderung der Großhandelsspanne einigen konnte. Der Ministeriumsbeamte hätte die Umstellung gerne gesehen. Doch gerade in den letzten Zügen des Gesetzgebungsverfahrens lagen plötzlich eine Vielzahl von Kompromissvorschlägen und Änderungsanträgen auf dem Tisch. Vor allem die Apothekerschaft rebellierte, sah sie doch ihre Großhandelsrabatte schwinden. Angesichts dieser Gemengelage habe der Politik letztlich der Mut zur Umstellung gefehlt, erklärte Jungbluth am Mittwoch auf einer Euroforum-Veranstaltung zum Arzneimittelmarkt. Dennoch: Das Problem müsse bald wieder angegangen werden. Schließlich beruhe die heutige Großhandelsspanne auf Arzneimittelpreisen von vor 20 Jahren.

Mit der nächsten großen Gesundheitsreform rechnet Jungbluth 2011. Und dabei, so seine Prognose, werde der Arzneimittelmarkt im Mittelpunkt stehen. Es bestehe die Hoffnung, dass die Vielzahl teilweise konfligierender Regelungsinstrumente einer ernsthaften Prüfung unterzogen werde - tatsächlich sprechen sich hierfür sämtliche im Bundestag vertretenen Fraktionen aus. "Man könnte sicher die Hälfte der Regulierungen über Bord werfen, ohne dass es zu Verwerfungen auf dem Markt kommt", meint Jungbluth. 

Auch auf die Apotheken sieht der Jurist aus dem Wirtschaftsministerium weitere Änderungen zukommen. So würden Kooperationen und Filialisierung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Er ist aber überzeugt, dass das Fremdbesitzverbot Bestand haben wird - selbst wenn er persönlich es als Wettbewerbsrechtler kritisch sieht. Auch seine bisherigen Bemühungen, die Apothekenvergütung auf Höchstpreise umzustellen, sind bislang gescheitert. "Wettbewerb von Apothekern um den Preis ist schwer vorstellbar", resümiert er nun. Er sehe jedenfalls keine Regierungskoalition, die vom "Prinzip der Gleichpreisigkeit" abweichen werde.

Was Pick-up-Stellen für Arzneimittel betrifft - die in der aktuellen AMG-Novelle ebenfalls ungeregelt blieben - so warnte Jungbluth, dass es immer schwerer werde, eine Regulierung zu treffen, je länger sich ein Zustand etablieren kann. Zeige die Zeit, dass keine ernsthaften Gefahren zu befürchten sind, sei es kaum noch möglich, hier einzugreifen.


Kirsten Sucker-Sket