Therapie der Herzinsuffizienz

Selektive Adenosin-A1-Blockade durch Rolofyllin

Stuttgart - 25.06.2009, 11:04 Uhr


Für die Therapie der Herzinsuffizienz werden neue Wirkprinzipien verfolgt, die direkt am Myokard oder primär an der Niere angreifen. Der erste seletive Adenosin-A1-Rezeptorantagonist Rolofyllin wird in einer Phase-III-Studie untersucht.

Luftnot, Wasseransammlungen im Körper und erhebliche bis komplette Belastungsunfähigkeit kennzeichnen die Symptomatik bei Herzinsuffizienz, die mit einer sehr hohen Letalität einhergeht. Bei der akuten Dekompensation einer chronischen Herzinsuffizienz versterben etwa 25% der Patienten noch in der Klinik oder binnen vier Wochen nach dem Krankenhausaufenthalt.

Die derzeit eingesetzten Medikamente, wie ACE-Hemmer, Betablocker, Diuretika und Aldosteronrezeptorantagonisten setzen nicht primär am Herzen an, sondern greifend hemmend in neurohumorale Kompensationsmechanismen ein. Inzwischen gibt es neue Medikamente, die auf andere Wirkprinzipien setzen. Direkt am Myokard greifen Levosimendan und andere Myosin-Aktivatoren an, indem sie die Kraft der Myofilamente steigern. Istartoxim wirkt positiv inotrop durch Hemmung der Na+/K+-ATPase. Sehr interessant sind neue Entwicklungen, die primär an der Niere angreifen. Dazu gehört der Vasopressin-V2-Rezeptorantagonist Tolvaptan. In der klinischen Entwicklung ist mit Rolofyllin auch der erste selektive Adenosin-A1-Rezeptorantagonist. Er greift an der Niere in den glomerulo-tubulären Feedback-Mechanismus ein und hemmt die Adenosin-vermittelte Verengung des zuführenden Gefäßes für das Glomerulum, des Vas afferens, und die Adenosin-vermittelte Rückresorption von Natrium im proximalen und distalen Tubulus. Erreicht wird so eine Steigerung der glomerulären Filtrationsrate und Diurese.

Rolofyllin wird bereits an Patienten mit Herzinsuffizienz und eingeschränkter Nierenfunktion geprüft. In einer Phase-II-Studie bei 181 Patienten mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz und eingeschränkter Nierenfunktion erwies sich eine Dosierung von 30 mg pro Tag über drei Tage als optimal, um eine Verbesserung der Nierenfunktion mit einem Anstieg der glomerulären Filtrationsrate und einem Abfall des Serumkreatinins zu erreichen. Tendenziell war auch eine Reduktion der erforderlichen Diuretikadosen möglich. Einzige Nebenwirkung war ein Krampfanfall bei einem Patienten mit vorbestehender Hirnschädigung.

In einer Phase-III-Studie wurde jetzt der Effekt von Rolofyllin an 301 Patienten mit akuter Herzinsuffizienz untersucht, die innerhalb von 24 Stunde nach Aufnahme in ein Krankenhaus behandelt wurden. Neben einer besseren Nierendurchblutung und einer höheren Ausscheidung nierengängiger Stoffe wurde unter Rolofyllin auch ein günstigerer klinischer Verlauf beobachtet, nämlich eine Verbesserung der subjektiven Beschwerden, wie etwa die Dyspnoe, sowie eine Reduktion der Mortalität und der erneuten Krankenhauseinweisungen über ein Follow-up von zwei Monaten.


Carolina Kusnick


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