Malaria

Neues Angriffsziel für Impfstoffe gefunden?

Stuttgart - 04.06.2009, 14:08 Uhr


Forscher vom Würzburger Zentrum für Infektionsforschung haben entdeckt, dass der Malaria-Erreger in einer bestimmten Phase seiner Vermehrung sich mit einer klebrigen Hülle aus Proteinen umgibt. Die genaue Funktion ist noch unbekannt.

Der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum ist ein Parasit, der nur aus einer einzigen Zelle besteht. Durch den Stich der Anopheles-Mücke wird er auf den Menschen übertragen. Stoffwechselendprodukte der Parasiten rufen im Menschen die schweren Fieberanfälle hervor. In menschlichen Organismus werden die roten Blutkörperchen angegriffen und es findet dort die ungeschlechtliche Vermehrung statt. Für seine sexuelle Vermehrung ist der Parasit auf Mücken angewiesen. Wenn die einen infizierten Menschen stechen, nehmen sie mit seinem Blut auch den Erreger in ihren Darm auf. Die Plasmodien reifen dort zu unterschiedlich großen Geschlechtszellen heran. Diese verschmelzen miteinander, verlassen den Darm und wandern in die Speicheldrüsen der Mücke. Sticht sie erneut einen Menschen, wird die Infektion übertragen und der Kreislauf hat sich geschlossen.

Proteinhülle umgibt Geschlechtszellen des Erregers


Ein Würzburger Forschungsteam konnte nun nachweisen, dass der Erreger kurz vor der Entstehung seiner Geschlechtszellen sechs spezielle Proteine bildet, die sich untereinander zu größeren Komplexen zusammenlagern. Diese Proteinhaufen finden sich später ausschließlich auf der Oberfläche seiner weiblichen Geschlechtszellen Eizellen wieder und bilden dort eine klebrige Hülle. Möglicherweise dient sie dazu, die männlichen Geschlechtszellen festzuhalten. Denkbar ist aber auch, dass die weiblichen Geschlechtszellen sich damit gegen aggressive Substanzen schützt, die im Darm der Mücken vorkommen. Die Forscher halten diesen Schutzmechanismus für plausibel, denn im Mückendarm leben die Malaria-Erreger anfangs im Schutz der roten Blutkörperchen des Menschen. Diese platzen aber auf, sobald die Geschlechtszellen reif sind - von diesem Moment an könnte ein neuer Schutzschirm sinnvoll sein. Eventuell ist die klebrige Hülle ein wunder Punkt des Malaria-Erregers. Denn falls sie für seine Fortpflanzung absolut notwendig ist, eignet sie sich als Angriffsziel für so genannte transmissionsblockierende Impfstoffe. Doch welche Rolle die Hülle wirklich spielt, muss erst noch geklärt werden. Dabei sind neue Arzneimittel und neue Impfstoffe gegen die Malaria dringend nötig: Schätzungsweise ein bis drei Millionen Menschen sterben pro Jahr weltweit an dieser Infektion. Gegen die verfügbaren Medikamente werden die Erreger zunehmend unempfindlich, ein möglicher Impfstoff befindet sich derzeit in der klinischen Erprobung. Frühere Impfstoff-Kandidaten hatten sich allesamt als wirkungslos erwiesen.

Quelle: iwd


Carolina Kusnick


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