Gesundheitspolitik

BfArM will selbst aktiv werden

„Kontraste“ deckt auf: MMS-Wunderheiler-Szene macht ungeschoren weiter

BERLIN (jz) | Weil die Geschäfte mit dem angeblichen Wundermittel MMS („Miracle Mineral Supplement“) weitergehen, spricht sich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für eine zentrale Zuständigkeit bei der Verfolgung aus.

Seit Jahren wird MMS von selbsternannten Alternativmedizinern als Wundermittel angepriesen: gegen Malaria, Krebs, Autismus – die Liste ist lang. Dabei besteht MMS aus der ätzenden Chemikalie Chlordioxid. Im Februar stufte das BfArM zwei der Präparate als bedenkliche Arzneimittel ein (siehe DAZ 2015, Nr. 10, S. 14). Wer seither offen für MMS wirbt und es in Umlauf bringt, macht sich eigentlich strafbar. „Doch der Wahnsinn geht weiter“, prangert das TV-Magazin „Kontraste“ in einem Beitrag vom 16. April an. Und viele Behörden sähen tatenlos zu.

Landesbehörden hilflos

Beispiel Ali Erhan, ein führender Kopf der MMS-Szene: Bereits 2014 ertappte ihn das Magazin beim Verkauf der Chemikalie in Workshops. Das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Hannover sah das damals als Straftat an. Doch Erhan ist weiterhin aktiv. Erhan habe sich dem Verfahren entzogen, erklärt das Amt, indem er Deutschland verlassen habe und über seinen Anwalt erklärte, in Deutschland nicht mehr gewerblich tätig zu werden. Ohne deutschen Wohnsitz könne man nicht weiter gegen ihn vorgehen. Es gab jedoch kein Strafverfahren. Erhan tritt daher weiterhin auf und bietet im Internet Workshops an.

Skrupellose Heilpraktiker und Ärzte

Die „Kontraste“-Redaktion deckt zudem auf, dass auch Heilpraktiker und Ärzte in Spezialkliniken weiterhin MMS empfehlen. „Die gefährliche MMS-Szene macht skrupellos weiter“, zieht das TV-Magazin Bilanz. Demnächst gibt es etwa wieder einen großen Kongress in Kassel. Doch die lokalen Ämter schaffen es nicht, das zu verhindern. „Überforderung vor Ort und Wirrwarr an Zuständigkeiten.“

Weil man auch beim BfArM mit der Situation unzufrieden ist, plädiert BfArM-Präsident Dr. Karl Broich jetzt für eine zentrale Zuständigkeit bei der Verfolgung:

„Der Föderalismus hat seine Vorteile“, erklärt er im Beitrag – aber wenn die Patientensicherheit konkret in Gefahr sei, würde die Behörde gerne „stärker auch selber tätig werden“.

Um die „Quacksalber“ aufzuhalten, konstatiert „Kontraste“ abschließend, müsste jetzt die Politik tätig werden. Erst dann könnten die Machenschaften konsequent und endgültig gestoppt werden. |

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