Aus Kammern und Verbänden

Norddeutschland Apotheker sprechen mit ­BundestagsabgeordnetenDie Apothekerkammern und Apothekerverbände der norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben am 19. September 2007 "ihre" Bundestagsabgeordneten zu einem Gesprächsabend in die Hamburgische Landesvertretung in Berlin eingeladen.

Über 20 Bundestagsabgeordnete der CDU, SPD und FDP waren der Einladung gefolgt, darunter auch Experten der Gesundheitspolitik wie die niedersächsische SPD-Abgeordnete Dr. Carola Reimann, Sprecherin der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Fraktion sowie Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, und die Hamburger CDU-Abgeordnete Antje Blumenthal, stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Gesundheit des Bundestages.

Begrüßt wurden die Gäste zunächst durch den "Hausherrn" der Hamburgischen Landesvertretung, Staatsrat Reinhard Studt.

Appell: bewährtes System nicht unnötig gefährden

Der Präsident der Apothekerkammer Hamburg, Rainer Töbing, ging in seinem Grußwort auf die aus Sicht der Apothekerschaft besonders drängenden Probleme ein. Der Versandhandel gefährde zunehmend die Sicherheit in der Arzneimittelversorgung. Die aktuelle Rechtsprechung zum Arzneimittelvertriebsmodell der dm-Drogeriemärkte zeige, dass dringend gehandelt werden müsse. Töbing appellierte an die anwesenden Bundestagsabgeordneten, sich dafür einzusetzen, dass das bewährte System der Arzneimittelversorgung über öffentliche Apotheken nicht weiter ohne Not gefährdet wird. Erforderlich und europarechtlich vertretbar sei deswegen die Wiedereinführung des Versandhandelsverbotes für verschreibungspflichtige Arzneimittel.

Tragödie: Zwang zum Off-label-use

Das Dilemma, in welches Apothekerinnen und Apotheker immer wieder gebracht werden, wenn sie ihre Patienten auf der Basis von Rabattverträgen versorgen, stellte Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, in seinem Grußwort heraus. So gebe es Verträge, die vom Apotheker verlangen, Arzneimittel abzugeben, die für die zu behandelnde Indikation gar nicht zugelassen sind. Dass diese Vorgehensweise sogar vom Bundesgesundheitsministerium unterstützt wird, stimme ihn besonders bedenklich. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass der Apotheker "quasi wie der Held in der griechischen Tragödie lediglich die Wahl zwischen zwei Übeln" hat, ohne dass ein Ausweg erkennbar ist. Graue verwies in diesem Zusammenhang auch auf die steigenden Ausgaben für Generika als Folge des ständigen Präparatewechsels. Patienten würden hierdurch derart verunsichert, dass sie angebrochene Packungen nicht aufbrauchen, sondern bei einer Folgeverordnung gleich das neue Arzneimittel einnehmen.

Qualitätssicherung von TCM und Biologicals

Die von den Gastgebern angesprochenen Themen wurden anschließend in kleinen Gesprächsrunden vertieft. Die lockere Atmosphäre bot auch Gelegenheit, einmal in Ruhe und aller Ausführlichkeit über Themen zu sprechen, die über den Horizont des aktuellen politischen Tagesgeschäfts hinausgehen. So wurde beispielsweise die Frage erörtert, inwieweit sich Apotheker stärker in die Bewertung und Qualitätssicherung von Arzneimitteln der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) einbringen können. Ein anderes Thema waren die Entwicklungen in der Gentechnologie und die daraus folgenden Konsequenzen für die Arzneimittelversorgung.

Gäste und Gastgeber waren sich einig: Ein solcher Gedankenaustausch sollte regelmäßig stattfinden. Auch im nächsten Jahr wollen die norddeutschen Apotheker "ihre" Bundestagsabgeordneten zu einem parlamentarischen Abend einladen.

Dr. Reinhard Hanpft
Dr. Michael Jensen, Vorstand der Apothekerkammer Niedersachsen; Thomas Bellartz, Pressesprecher der ABDA; Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins; Dr. Hans-Jürgen Seitz, Hauptgeschäftsführer der ABDA; Dr. Roswitha Borchert-Bremer, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Schleswig-Holstein (von links).
Foto: E. Hinkelbein
Die niedersächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten Rita Pawelski, Gitta Connemann und Dr. Eva Möllring (von links).
Foto: E. Hinkelbein
Rainer Töbing, Präsident der Apothekerkammer Hamburg (links), und Staatsrat Reinhard Stuth, Bevollmächtigter des Hamburger Senats beim Bund.
Foto: E. Hinkelbein

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