Institut für Handelsforschung

Starkes OTC-Geschäft treibt Apothekenkosten

Berlin - 03.08.2015, 12:10 Uhr

Ein hoher OTC-Anteil lässt die Kosten für Apotheken steigen. (Foto: Schelbert)

Ein hoher OTC-Anteil lässt die Kosten für Apotheken steigen. (Foto: Schelbert)


Apotheken mit florierendem OTC-Geschäft verdienen nicht automatisch besser als Apotheken mit hohem Rx-Anteil. In OTC-starken Apotheken steigen nämlich die Personal-, Marketing- und Raumkosten überproportional an. Bezogen auf den Umsatz liegt das Betriebsergebnis dort sogar leicht unter einer Rx-Apotheke.

Dies ist eines der Ergebnisse des „Apothekenreport 2015“ des IFH Köln. Das Institut für Handelsforschung ging darin unter anderem der Frage nach, welchen Einfluss der Umsatzanteil rezeptpflichtiger Medikamente auf die betriebswirtschaftliche Situation einer Apotheke hat. Dazu wurden Daten aus dem Betriebsvergleich für Apotheken, den das IFH Köln seit rund 50 Jahren durchführt, ausgewertet.

Höhere Handelsspanne, aber...

Zwischen den verschiedenen Auswertungsgruppen zeigen sich deutliche Unterschiede. Apotheken, die besonders wenig rezeptpflichtige Medikamente abgaben, erreichten 2013 zwar eine Handelsspanne von 29,8 Prozent des Umsatzes. Diese lag spürbar über dem Vergleichswert der Apotheken mit einem hohen Anteil rezeptpflichtiger Medikamente, die nur eine Handelsspanne von 24,6 Prozent erzielten. Parallel ging in Apotheken, die überdurchschnittlich viele rezeptpflichtige Arzneien verkauften, aber auch der Anteil der Kosten am Umsatz zurück. Die steuerlichen Gesamtkosten betrugen hier 17 Prozent vom Netto-Umsatz, bei OTC-starken Apotheken betrugen diese 26,4 Prozent.  

Geringerer Pro-Kopf-Umsatz

Erhebliche Unterschiede ergaben sich auch beim Umsatz je Kunde. In Apotheken mit einem eher geringen Anteil rezeptpflichtiger Medikamente lag der Durchschnittsumsatz 2013 bei 21,54 Euro – in Apotheken mit einem hohen Anteil der rezeptpflichtiger Arzneimittel fiel der Umsatz mit mehr als 43 Euro pro Kunde dagegen doppelt so hoch aus.

Aus Sicht des IFH sollten sich Apotheker bei der Auswahl ihres Standortes den Herausforderungen eines hohen OTC-Umsatzanteils bewusst sein. Denn der Anteil der Personalkosten ohne Unternehmerlohn am Umsatz nimmt mit zunehmendem OTC-Umsatzanteil deutlich zu. Das gelte auch für Miete und Raumkosten, die Marketingkosten sowie die betriebswirtschaftlichen Gesamtkosten.

Besondere Herausforderungen

So geben Apotheken mit einem niedrigeren Rx-Anteil von bis zu 60 Prozent pro pharmazeutischem Mitarbeiter über 40.000 OTC-Packungen ab. Dies erfordert laut IFH ein ganz anderes Handling und Management des OTC-Geschäfts und auch eine andere Auswahl des Apothekenpersonals. Bei Apotheken mit einem Rx-Anteil von über 80 Prozent sinkt die Anzahl der abgegebenen Packungen pro Mitarbeiter auf rund 9000 Stück. Der Umsatz je Packung liegt in OTC-starken Apotheken bei nur rund zehn Euro, bei Rx-starken Apotheken hingegen bei 24,35 Euro.

Das steuerliche Betriebsergebnis je Packung beträgt im ersten Fall 0,36 Euro je Packung, in einer Apotheke mit hohem Rx-Anteil hingegen 1,71 Euro. Bezogen auf den Umsatz schneidet eine OTC-starke Apotheke mit 1,2 Prozent betriebswirtschaftlichem Betriebsergebnis etwas schlechter ab als eine Rx-starke Apotheke mit 1,5 Prozent.

 


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