Europäischer Vergleich der Selbstmedikation

Französische Scheu vor OTC

Remagen/Stuttgart - 30.06.2014, 08:47 Uhr


Unsere französischen Nachbarn tun sich mit der Selbstmedikation schwer. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie des Französischen Selbstmedikationsverbands Afipa, die den Status quo in acht europäischen Ländern vergleicht.

Im Vergleich dazu erreichten OTC-Präparate in Frankreich nur einen Marktanteil von 15,7 Prozent und fielen damit im Vorjahresvergleich sogar leicht ab (2012: 15,7 Prozent). Die durchschnittlichen Ausgaben der Franzosen pro Monat und Pro-Kopf für OTC-Arzneimittel werden mit weniger als 3 Euro beziffert. Während die anderen Europäer sich im Jahresdurchschnitt 42,4 Euro pro Jahr pro Kopf für ihre Selbstbehandlung „leisten“, kommen die Franzosen lediglich auf 32,4 Euro und damit nur halb so viel wie ihre belgischen Nachbarn (70,50 Euro).

Insgesamt ist die Situation in Europa sehr heterogen. Während in Deutschland der OTC-Markt nach Volumen rund 40 Prozent des gesamten Arzneimittelmarktes ausmacht, weisen südliche Länder noch niedrigere Marktanteile als Frankreich aus: In Italien macht die Selbstmedikation 12,4 Prozent des Gesamtmarktes aus, in Spanien sogar nur 8,7 Prozent. Mit Preisunterschieden lassen sich diese Differenzen nur eingeschränkt erklären: Während das durchschnittliche OTC-Produkt in Deutschland 8 Euro kostet, müssen Italiener 7,80 Euro bezahlen, die Spanier 6,30 Euro – und die Franzosen nur 4,50 Euro. Das „teuerste“ Land ist Belgien mit einem Durchschnittspreis von 8,90 Euro. Im Mittel der acht Länder liegt der OTC-Durchschnittspreis bei 6,20 Euro.

Der Pharmaverband Afipa sieht durchaus weiteres Potenzial für die Selbstmedikation auch in Frankreich. 91 der insgesamt 209 Wirkstoffe, die in mindestens einem der acht untersuchten EU-Länder nicht verschreibungspflichtig sind, kommen für einen OTC-Switch in Frankreich infrage. Im EU-Durchschnitt sind es sogar 102 Wirkstoffe, in Deutschland kämen nach der Studie 85 Wirkstoffe in Frage.


Dr. Helga Blasius/DAZ.online