Pharmazeutische Industrie

Novartis und Sanofi investieren in Hessen

Berlin - 05.06.2014, 09:57 Uhr


Pharmaunternehmen in Hessen zeigen sich trotz viel beklagter Sparmaßnahmen und Rabattverträge investitionsfreudig. Das sieht die Politik gern. Gestern eröffnete Novartis Vaccines in Anwesenheit des hessischen Ministerpräsidenten den neuen „MARS-Campus“. Sanofi kündigte an, seine bestehende Zellkulturanlage für die Herstellung therapeutischer Antikörper in Frankfurt weiter ausbauen zu wollen.

„Die neue Produktionsstätte am Marburger Standort ist mit 240 Millionen Euro eine der größten Investitionen in der hessischen Pharmaindustrie. Wirtschaft, Arbeitsmarkt und öffentliche Hand profitieren maßgeblich von der Anlage“, betonte Jochen Reutter, Leiter des Standortes Marburg und Geschäftsführer von Novartis Vaccines, bei der Eröffnung. Zugleich machte er aber auch klar: „Für die Zukunft wünschen wir uns politische Rahmenbedingungen, die für Nachhaltigkeit solcher Investitionen im Impfstoffbereich sorgen.“

Der neue MARS-Campus umfasst zwei Produktionsanlagen, die zwischen der Produktion von Tollwut- und FSME-Impfstoff wechseln können. Diese Anlagen seien in Europa einzigartig, so Novartis vaccines. Sie ermöglichten fünffach höhere Produktionskapazitäten: zehn Millionen Dosen Tollwut- und zukünftig 20 Millionen Dosen FSME-Impfstoff pro Jahr. Damit steht zu hoffen, dass Engpässe beim Tollwut-Impfstoff künftig kein Thema mehr sind. Der in Marburg hergestellte Tollwut-Impfstoff wird in Deutschland, Australien und demnächst auch in den USA ausgeliefert.

Indessen kündigte Sanofi den Ausbau seiner erst drei Jahre alten Zellkulturanlage für die Herstellung therapeutischer Antikörper an – sie sind wichtige Bestandteile moderner Biologika. Derzeit verfügt das Unternehmen in Frankfurt über große Kapazitäten für die bakterielle Fermentation zur Herstellung von Insulinen. Von therapeutischen Antikörpern, für die – im Gegensatz zu den Insulinen – tierische Zellen fermentiert werden, werden aber nicht immer die großen Mengen benötigt, die bestehende, große Produktionsanlagen füllen können.

Mit der jetzt geplanten Kapazitätserweiterung der Zellkulturanlage, die bislang ausschließlich der Entwicklung und Produktion von Chargen für klinische Studien der Phasen I und II diente, werde somit eine Lücke innerhalb der Wertschöpfungskette geschlossen, hieß es bei Sanofi. Herzstück sei ein zusätzlicher 2,5-Kubikmeter großer Fermenter. Die Investition beziffert das Unternehmen auf insgesamt sechs Millionen Euro.


Kirsten Sucker-Sket