WIdO zur „Krankenversicherung der Zukunft“

Gemeinsames Wettbewerbssystem für GKV und PKV

Berlin - 03.09.2013, 14:14 Uhr


Dem deutschen Krankenversicherungssystem in Deutschland würde mehr Wettbewerb gut tun. Anstatt die bestehende Dualität des Krankenversicherungssystems zu reformieren, sollte ein gemeinsames System für gesetzliche (GKV) und private Krankenversicherung (PKV) geschaffen werden, „das gleichzeitig solidarisch und wettbewerblich ausgestaltet ist“, konstatiert WIdO-Geschäftsführer Dr. Klaus Jacobs.

Das duale Krankenversicherungssystem mit PKV und GKV als eigenständige Systeme stoße an Grenzen, meint Jacobs. Seine Aussage stützt er auf eine Analyse, nach der das Einkommen privat Krankenversicherter 2010 durchschnittlich weit mehr als doppelt so hoch war wie bei den gesetzlich Versicherten (47.000 Euro bzw. 21.500 Euro). Gleichzeitig könnten immer mehr Privatversicherte ihre steigenden Beiträge nicht mehr bezahlen, 4,6 Prozent der Privatversicherten hätten im Durchschnitt nur ein Einkommen in der Größenordnung des steuerfreien Existenzminimums gehabt (8.000 Euro).

Im Vergleich zum System der GKV erführen schutzbedürftige Privatversicherte allerdings keine Solidarität bei der Finanzierung des Krankenversicherungsschutzes – nicht innerhalb der PKV und auch sonst nicht. Versicherte aus beiden Systemen würden aber davon profitieren, so Jacobs. Das Prinzip der Einkommenssolidarität genieße bei Versicherten beider Systeme große Wertschätzung: Fast 90 Prozent der gesetzlich Versicherten halten es ganz oder zumindest teilweise für richtig, dass Besserverdiener im Gesundheitssystem mehr bezahlen als Geringverdiener. Auch unter den Privatversicherten fällt die entsprechende Zustimmung mit mehr als 85 Prozent sehr hoch aus.

Neben Analysen bietet die WIdO-Publikation auch Lösungsansätze für ein zukunftsfähiges Krankenversicherungssystem. Jacobs zufolge muss ein solches insbesondere drei Merkmale aufweisen: die solidarische Finanzierung eines umfassenden Leistungskatalogs, lebhaften Wettbewerb sowie wirksame Instrumente zur Steuerung der Gesundheitsversorgung im Hinblick auf Qualität und Wirtschaftlichkeit. Ein duales System kann diese drei Anforderungen aber nicht erfüllen, ist sich Jacobs sicher: „Die Zukunft der Krankenversicherung in Deutschland liegt nicht darin, die bestehende Dualität des Krankenversicherungssystems zu reformieren. Vielmehr müssen wir ein gemeinsames System schaffen, das gleichzeitig solidarisch und wettbewerblich ausgestaltet ist und allen Versicherten sowie Patienten gleichermaßen nutzt.“


Juliane Ziegler