Apothekenbetriebsordnung

Ärzte sollen Schmerzmittel abgeben dürfen

Berlin - 21.01.2012, 10:18 Uhr


Das seit dem Mittelalter bestehende Monopol der Apotheker zur Arzneimittelabgabe soll offenbar durchlöchert werden: Wie die „Berliner Zeitung“ unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, soll im Rahmen der Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) Ärzten erlaubt werden, in dringenden Fällen an unheilbar kranke Patienten, die zu Hause betreut werden, die notwendigen Schmerzmittel selbst abzugeben und zu verabreichen.

Diese Änderung sei „ein historischer Schritt“, zitiert die „Berliner Zeitung“ Regierungskreise. Dies entspräche den Forderungen von Palliativ- und Schmerzmediziner sowie entsprechenden Patientenorganisationen. Diese hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass die Versorgung Sterbender vor allem an Wochenenden und Feiertagen zu Hause schwierig ist, weil die Behandlung mit Schmerzmitteln rasch erfolgen muss, die notwendigen Schmerzmittel aber häufig nicht vorrätig sind. 

Nach Darstellung der „Berliner Zeitung“ haben „die Apotheker“, gemeint ist wohl die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), dieser Änderung bereits zugestimmt. Ein entsprechender Passus werde in die ApBetrO aufgenommen.

Dieser Bericht könnte ein Hinweis auf weitere wichtige Änderungen am Entwurf zur ApBetrO sein. Seit Tagen verdichten sich Informationen, dass Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) seine ursprünglichen Pläne für die „Apotheke light“ fallen lässt. So soll es jetzt offenbar keine Privilegierungen mehr für Apotheken im Filialverbund beim Nacht- und Notdienst, bei der Rezeptur und der Laborausstattung mehr geben.

Gegen die geplante „Apotheke light“ waren mit ihren schriftlichen Stellungnahmen und in der mündlichen Anhörung zur ApBetrO die meisten Apothekerverbände und -vertreter Sturm gelaufen. Außerdem hatte eine Mehrheit der Ländergesundheitsminister mit der Ablehnung der „Apotheke light“ im Bundesrat gedroht. Aus gewöhnlich gut unterrichteten ABDA-Kreisen war ebenfalls eine Bestätigung für diese Spekulation zu erhalten: „Die Apotheke light ist vom Tisch.“ Auf DAZ.online-Anfrage am Freitag erklärte ein BMG-Sprecher hingegen nur: „Wir befinden uns in der Endabstimmung der ApBetrO. Es ist noch nichts entschieden.“


Lothar Klein