„Preussischer Whisky“

Lieber Destille als Apotheke

Stuttgart - 11.11.2015, 11:10 Uhr

Cornelia Bohn: "Destillieren hat etwas Mystisches" (Foto: www.preussischerwhisky.de)

Cornelia Bohn: "Destillieren hat etwas Mystisches" (Foto: www.preussischerwhisky.de)


Früher arbeitete Cornelia Bohn in Apotheken. Doch die gelernte Pharmazie-Ingenieurin aus der Uckermark hat ihre Liebe zum Whisky entdeckt. Heute zelebriert sie die Kunst des Whisky-Brennens und stellt 100 Liter Single Malt in der Woche her.

Eigentlich wollte Cornelia Bohn Konditorin werden. Aber weil es damals keine Stellen gab, fing sie eine Ausbildung in einer Schwedter Apotheke an. Sie lernte Apothekenfacharbeiterin, setzte die Ausbildung zur Pharmazie-Ingenieurin drauf und arbeitete in Apotheken.

Die Liebe zum Whiskey war bei ihr schon zu DDR-Zeiten da, „das schwelte unterschwellig“, erinnert sie sich, „Whisky hatte für mich etwas mit Luxus zu tun.“ Aus ihrer Sehnsucht nach Luxus entwickelte sich Leidenschaft und fast schon Fanatismus für das schottische Getränk.

Scotch mit Begrüßungsgeld gekauft

Nach dem 9. November 1989 kaufte sie sich von ihrem 100 D-Mark  Begrüßungsgeld einen guten Scotch. Und es reifte der Wunsch, sich selbstständig zu machen. Sie brachte sich die Grundlagen fürs Brennen selbst bei: „Ich habe sehr viel übers Brennen gelesen, habe Brennereien besucht, auch schottische Whisky-Destillerien, und einen Brenner-Lehrgang an der Uni Hohenheim absolviert. Am meisten brachte mir allerdings, dass ich bei einem Brenner im Stuttgarter Raum selbst brennen durfte.“

Spielten ihre pharmazeutischen Kenntnisse auch eine Rolle? „Gut möglich, dass sie unterschwellig dazu beigetragen haben“, lacht Cora Bohn. „Brennen hat ja auch ein bisschen was Pharmazeutisches, etwas Alchimistisches. In einer Laborausstattung einer Apotheke findet sich meistens ein kleines Destilliergerät. Ich habe selbst noch eines. Ja, klar, Destillieren hat schon fast etwas Mystisches. Wer es einmal erlebt hat“, schwärmt sie, „wird es nachvollziehen können.“

Traum: eigene Destillerie

Hinzu kommt ihre Leidenschaft für Whisky, „ein sehr komplexes Getränk“. Und sie erklärt, warum es so ist: „Es kommt darauf an, aus welchem Land der Whisky kommt, aus welchem Getreide er hergestellt wird und in welchen Fässern er wie lange gelagert wird. Es sind so viele Faktoren, die hier mitspielen und den Whisky zu einem der komplexesten Getränke der Welt machen.“

Doch es sollte noch bis 2006 dauern, bis sie ihren Traum verwirklichen konnte: eine eigene Destillerie. Nicht weit von ihrem Wohnort in der Uckermark, im Flecken Schönermark, kaufte sie eine alte Brennerei, die allerdings heruntergekommen war. Doch der dazugehörige alte Pferdestall bot ideale Bedingungen, um ihr Schmuckstück, einen 550-Liter-Brennkessel aus Kupfer und Edelstahl dort unterzubringen.

Das Gerstenmalz bezieht sie aus einer Bamberger Mälzerei, die Spezialmalze herstellt. Das Malz, das sie verwendet, wurde über Buchenholz geräuchert, zusätzlich verwendet sie hoch aromatisches Gerstenröstmalz. Die Pharmazie-Ingenieurin setzt keine Chemikalien oder Enzyme zu, die Maische besteht also nur aus Malz, Wasser und Hefe.

Apothekenkittel an den Nagel gehängt

Zurzeit brennt sie 100 Liter pro Woche, „nicht allzu viel, aber ich lege Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit“. Ihr Destillat reift fünf Jahre in Fässern aus amerikanischer Weißeiche oder deutscher Spessarteiche. Verkauft wird ihr „Preussischer Whisky“, wie sie ihn nennt, über den Fachhandel, ein Shop soll folgen. Doch dafür muss die Produktion erhöht werden. Daher hat sie ihren Apothekenkittel Mitte des Jahres an den Nagel gehängt: „Ungern“, wie sie einräumt, „aber mir fehlte die Zeit. Ich hoffe sehr, dass die Adler-Apotheke in Gramzow eine Nachfolgerin für mich findet.“

Dass Cornelia Bohn vor Unternehmerlust sprüht, zeigen ihre Zukunftspläne: Sie wird noch in diesem Jahr einen Korn brennen, der zu 100 Prozent aus Biogerste aus der Uckermark hergestellt wird. Der Name steht auch schon fest: Es wird ihr „Preussischer Korn“.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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