Abgasskandal

Krankmacher in der Luft

Stuttgart - 08.10.2015, 17:30 Uhr

Ungesunde Mischung: Feinstaub, Ruß und Stickstoffdioxid (Foto: kichigin19/Fotolia)

Ungesunde Mischung: Feinstaub, Ruß und Stickstoffdioxid (Foto: kichigin19/Fotolia)


Auf strengere Grenzwerte für Schadstoffe reagierte Autohersteller VW weniger mit dem Bau besserer Motoren, sondern mit einem elektronischen Programm, das bei Tests zu hohe Werte automatisch nach unten korrigiert - bis der Pfusch aufflog. Was bedeutet dies alles aus toxikologischer Sicht?

Während die Staatsanwaltschaft am Donnerstag wegen der Abgasaffäre des Autoherstellers VW mehrere Standorte in Wolfsburg und anderen Orten durchführte, fragen sich viele Autobesitzer: Wie schädlich sind Dieselabgase tatsächlich?

Hier die wichtigsten Informationen:

Verbrennungsmotoren wandeln in der Regel flüssige Treibstoffe in Abgase um. Bei Dieselmotoren entstehen neben den harmlosen Mengenprodukten Wasser und Kohlendioxid und Hunderten anderen Verbindungen auch zwei bedenkliche Stoffe in auffällig größeren Mengen als bei Ottomotoren: Stickstoffdioxid und Feinstaub, das sind Partikel mit einem Durchmesser unter zehn Mikrometern.

Stickstoffdioxid (NO2) ist humantoxikologisch gut erforscht, sodass ein gut begründeter Grenzwert für die maximale Konzentration am Arbeitsplatz festgelegt ist: 0,5 ppm oder 500 ppb. Allerdings können schon weit geringere Konzentrationen die Atemwege schädigen und den Zustand von Asthmapatienten verschlechtern, sofern sie dauerhaft auftreten. Dies ist bei einer hochgradigen Luftverschmutzung der Fall.

Da hierbei verschiedene Schadstoffe zusammen vorkommen, ist es jedoch nicht möglich, die Wirkungen einzelner Substanzen isoliert zu betrachten und zu quantifizieren.

Immerhin lässt sich aus Studien, die den Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und verschiedenen Gesundheitsparametern des Menschen untersuchen, ein Trend ableiten. So zeigte eine Längsschnittstudie in Kalifornien, dass in ein paar Jahren, in denen die Konzentrationen des NO2 und des lungengängigen Feinstaubs in der Luft auf etwa die Hälfte gesunken waren, die Lungenfunktion von Kindern und Jugendlichen deutlich verbessert war: Ihre Einsekundenkapazität war um etwa zehn Prozent gestiegen.

Eine pauschale Beurteilung der Toxizität von Dieselabgasen ist nicht möglich, weil sie sich aufgrund der verschiedenen Motoren und Katalysatoren erheblich voneinander unterscheiden. Ältere Studien zu diesem Thema sind aufgrund der technischen Entwicklung nicht mehr aktuell.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in der DAZ 2015, Nr. 41, S. 48.



Dr. Wolfgang Caesar (cae), Biologe
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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