Apotheker-Dilemma

Fink schreibt über Pharmazie und Ethik

Berlin - 21.09.2015, 11:30 Uhr

Erika Fink ist unter die Buchautorinnen gegangen. (Bild: erika-fink.de)

Erika Fink ist unter die Buchautorinnen gegangen. (Bild: erika-fink.de)


Der alltägliche Spagat zwischen Heilberuf und Kaufmann treibt die Apothekerschaft um. Die größere Rolle soll eigentlich der Heilberufler einnehmen. Doch immer wieder wird öffentlich der Vorwurf laut, dass es in Apotheken vielmehr um Umsatzsteigerung geht – insbesondere im Zusammenhang mit negativen Testkauf-Ergebnissen. Über das Zusammenspiel von Pharmazie und Ethik hat Erika Fink, ehemals Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen sowie der Bundesapothekerkammer, nun gemeinsam mit Kommunikationsexpertin Cornelia Tromm ein Buch („Pharmazie und Ethik: Vom Umgang mit Menschen in der Apotheke“) geschrieben – quasi als Richtschnur für die Kollegen.

Grundsätzlich sind Kunden in der Apotheke gut beraten, erklärt Fink in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ – Rhein-Main (FAZ) vom vergangenen Samstag. Warum also ein Buch, in dem sie ihre Kollegen auffordert, sich mehr Gedanken über ethische Prinzipien zu machen? „Als Apotheker sind wir gehalten, im Sinne der Patienten zu handeln und nicht unseren eigenen Gewinn über alles zu stellen. Das wird gelegentlich vergessen.“ Beim täglichen Spagat zwischen Heilberufler und Händler könnten ethische Überlegungen insoweit dabei helfen, den richtigen Standpunkt zu finden, findet Fink.

Und ja, das hätte sie auch so deutlich gesagt, wenn sie noch Kammerpräsidentin wäre, betont sie. „Absolut.“ Schließlich gehe es „auf lange Sicht um die Existenzberechtigung des freien Heilberufs Apotheker. Wenn wir nur noch als Verkaufsstellen und verlängerter Arm der Hersteller wahrgenommen werden, setzen wir unsere Zukunft aufs Spiel.“ Konfliktpotenzial sieht Fink insbesondere darin, dass die Autonomie der Patienten heute sehr hochgehalten wird. „Wenn der Patient einen Wunsch hat, dann wird er ihm erfüllt, solange es nicht um Leib und Leben geht. Es ist aber auf der anderen Seite die Pflicht des Apothekers, Patienten nicht zu schaden. Das ist die Crux.“

Apotheken im Wandel

Gefragt danach, ob es den Apotheken heute wirklich so schlecht gehe, ob die goldenen Zeiten tatsächlich vorbei seien, erklärt Fink im FAZ-Gespräch: „Für unsere Apotheke kann ich sagen: Wir nagen nicht am Hungertuch. Der Verdienst reicht, damit Leitung und Angestellte gut davon leben können. Wir werden sicherlich nicht reich damit, aber das ist auch nicht die Intention, mit der wir diesen Beruf ergriffen haben. Es stimmt allerdings, dass Apotheken früher eine höhere Gewinnspanne hatten.“

Langfristig wollen die Apotheker wieder stärker als Heilberuf wahrgenommen und zu Medikationsmanagern werden. Das machen sie im unter anderem im beschlossenen Perspektivpapier deutlich. Der Nutzen für Patienten soll zudem durch Projekte wie ARMIN in der Praxis bewiesen werden. Fink weist dabei auf die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen den Heilberufen hin: Doppelverordnungen sowie Unverträglichkeiten von Medikamenten müssten vermieden werden. Das setze eine enge Verzahnung zwischen Ärzten und Apothekern voraus, auch auf elektronischer Ebene. „Erste Versuche in Sachsen und Thüringen lassen sich gut an.“ Doch sie betont auch: „Die Sache ist sehr arbeitsintensiv, und sie muss natürlich bezahlt werden.“


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