Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

09.08.2015, 08:00 Uhr

Rückblick auf die letzte Woche (imagesab - Fotolia.com)

Rückblick auf die letzte Woche (imagesab - Fotolia.com)


Sommernachtsträume für Apothekers. Mehr OTC- oder lieber mehr Rx-Umsatz? Klar, am besten beides. Hauptsache, Vorname und Telefonnummer des Arztes stehen auf dem Rezept. Und die PTAs bekommen endlich eine bessere Ausbildung, Adexa kämpft! Und Diefenbach, unser Don Quichotte,  kämpft immer noch – gegen Lieferengpässe und gegen Hochpreiser nur vom Hersteller. Helft ihm, es hilft. Wir brauchen den Großhandel – mit Rabatt und Skonti, die Frage ist nur: was ist was und wie viel? Wir werden es bald wissen. Hoffentlich in Zukunft auch ein bisschen mehr über und von der ABDA. Mein liebes Tagebuch, in aller Verschwiegenheit, Kommunikationschef Kern kann’s.  

3. August 2015

Apotheken mit einem relativ hohen OTC-Anteil haben eine höhere Handelsspanne, aber sie haben meist auch höhere Personal-, Marketing- und Raumkosten. Das zeigen die Ergebnisse des  „Apothekenreports 2105“, den das Kölner Institut für Handelsforschung vorgelegt hat. Mein liebes Tagebuch, Apotheken mit einem hohen Rx-Anteil haben dagegen einen doppelt so hohen Pro-Kopf-Umsatz wie die OTC-starken Apotheken, aber Rx-Apotheken kämpfen wohl häufiger mit hochpreisigen Arzneimitteln und allen Risiken. Vorteil beim OTC-Umsatz: Das Geld liegt sofort in der Kasse, während die Rx-Arzneimittel erst mit der Kassenabrechnung bezahlt werden. Irgendwie ist da doch eine gesunde Mischung das Beste. Vielleicht 60 bis 70 Prozent Rx und der Rest OTC?

4. August 2015

Formfehler auf Rezepten, fehlender Vorname und fehlende Telefonnummer des Arztes: Endlich, eine Tendenz zur Besserung zeichnet sich ab. Das jedenfalls hat eine Umfrage unter Mitgliedern des Hamburger Apothekervereins und des Apothekerverbands Schleswig-Holstein ergeben. Möglicherweise haben dazu auch die an die Ärzte verschickten Informationen beigetragen. Und wenn es noch Lücken gibt, versuchen die Apotheken alle erlaubten Heilungsmöglichkeiten und ergänzen Rezepte selbst, um den Patienten nicht zurück zum Arzt schicken zu müssen. Das zeigt sich auch in der geringen Bereitschaft, koordinierte Aktionen durchzuführen, um die Ärzte zu mehr Disziplin anzuhalten. Mein liebes Tagebuch, gehen wir mal davon aus, dass die meisten Ärzte guten Willens sind. Vielleicht wird’s ja noch. Nur fragen wir uns: Wenn schon einfachste Formalien solche Probleme bereiten, wie soll dann die Kooperation beim Medikationsplan werden, vom Medikationsmanagement mal ganz zu schweigen?

 

Mein liebes Tagebuch, das finden wir gut: Adexa, die Apothekengewerkschaft, will bei der anstehenden Novellierung der PTA-Ausbildung die unterschiedlichen Positionen koordinieren. Jetzt, wo die Gesundheitsministerkonferenz sich dafür ausgesprochen hat, die Berufsgesetze der Assistenzberufe zu stärken, kommt Bewegung in die Diskussion. Die ABDA hält sich vornehm zurück – echt gut, dass Adexa das aufgreift. Es liegt wirklich in der Luft: Die Novellierung der PTA-Ausbildung muss endlich vorangebracht werden. Bis zum März nächsten Jahres soll ein Arbeitsgremium entstehen und ein Kompromiss vorbereitet werden. Mein liebes Tagebuch, zukunftsfest ausgebildete PTA sind überlebenswichtig für die Apotheke. Mit einer zeitgemäßen Ausbildung und einem attraktiven Berufsbild lassen sich mit Sicherheit wieder mehr junge Menschen für diesen Beruf begeistern.

5. August 2015

Tolle Initiative des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg: Er bietet seinen Mitgliedern über den internen Bereich seiner Homepage einen kostenlosen Zugang zu drei pharmazeutischen Datenbanken der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart an : Arzneistoffportraits (DrugBase), Helwig/Otto Arzneimittel (DrugBase), MinaerBa Online – Nahrungsergänzungsmittel und ergänzende bilanzierte Diäten. Die Apotheken und ihre Mitarbeiter können hier rasch fundierte Hintergrundinformationen recherchieren und abrufen. Mein liebes Tagebuch, das wäre doch auch ein Modell für andere Apothekerverbände!

6. August 2015

Ach ja, mein liebes Tagebuch, als Kommunikationschef der ABDA hat man’s schon schwer. Auf der einen Seite muss man es 34 Apothekerinnen und Apothekern (die Vorsitzenden der Kammern und Verbände), die alle glauben, alles über PR und Öffentlichkeitsarbeit zu verstehen, recht machen, auf der anderen Seite steht die große böse Medienwelt von Spiegel bis Plusminus, die die Apotheker traditionsgemäß argwöhnisch beobachtet, und die kleine böse Medienwelt der Fachzeitschriften und Online-Dienste, die nie genug Hintergrundinfos über ABDA-Interna bekommen können. Reiner Kern hat sich vor über einem Jahr dieser Aufgabe gestellt. Das PR-Magazin hat ihn in seiner jüngsten Ausgabe porträtiert. Nach Meinung des Magazins sei es nicht einfach gewesen, gute Leute für den Posten des ABDA-Kommunikationschefs zu gewinnen. Kern, der vorher Kommunikation für die Zahnärzte gemacht hat, gibt zu, dass er das ABDA-Angebot anfangs mit spitzen Fingern angefasst habe. Letztlich habe er doch zugesagt, denn zum einen hatte die ABDA damals Sehnsucht nach Ruhe und Kontinuität und „Schlechter konnte es nicht mehr werden.“ Ja, mein liebes Tagebuch, gut analysiert. Nach der damaligen Verquickung von ABDA-Kommunikationschef Bellartz mit Apotheke adhoc, nach dem relativ kurzen Zwischenspiel des unmittelbaren Bellartz-Nachfolgers Martius und nach dessen Nachfolger Winkler – dem ABDA-Pressechef, der erst gar nicht antreten durfte –, konnte es in der Tat nicht schlimmer werden. Mit Kerns Arbeit sind die meisten ABDA-Fürsten zufrieden, wie das PR-Magazin zeigt. Das ist doch schon mal ein dickes Lob von Kammern und Verbänden angesichts des Interessendschungels. Und die Medien? Na ja, mein liebes Tagebuch, wie es die Medien draußen sehen, wissen wir nicht. Und von den Fachmedien Apotheke adhoc fühlt sich Kern nicht fair behandelt, und mit  DAZ.online habe er Probleme, da er auch von dieser Seite mit dem Vorwurf konfrontiert worden sei, eine Politik der Verschwiegenheit (Omertà-Politik) zu betreiben. Ja, Medien möchten eben viel erfahren: Fakten, Hintergründe, Zusammenhänge. Und Verbände möchten nicht allzu viel davon offenlegen, vor allem wenn es um Politik geht. Konflikte sind vorprogrammiert. Mein liebes Tagebuch, es kommt auf die Balance an: Ein Kommunikationschef als Plaudertasche, der   Verbandsinterna rauslässt, hätte seinen Posten nicht allzu lang. Ein Kommunikationschef, der mauert und schwer erreichbar ist, hat seinen Job ebenfalls verfehlt. Die Kunst ist, den Mittelweg zu finden.  Letztlich drückt sich über die Kommunikationsschiene eines Verbandes auch die Politik des Verbandes selbst aus – und da, mein liebes Tagebuch, meinen nicht nur wir, dass mehr Offenheit und Transparenz „von oben“ ausstrahlen könnte. Würde die ABDA sympathischer machen.

7. August 2015

Das Problem der Lieferengpässe hat sich nicht entschärft. Hersteller können wichtige Arzneimittel nach wie vor nicht liefern oder nur unregelmäßig. Unhaltbare Zustände! Der hessische Kammerdelegierte Haru Diefenbach bleibt an diesem Thema dran. Mein liebes Tagebuch, das ist gut so. Auf dem Apothekertag will er über die LAK Hessen einen Antrag stellen, dass die Hersteller gesetzlich verpflichtet werden sollen, in kurzer Frist Engpässe dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mitzuteilen. Um die Misere zu dokumentieren, ruft Diefenbach Apothekerinnen und Apotheker dazu auf, ihm die Defektlisten zu schicken. Also, unterstützen!

Und ein zweites Thema hat sich Diefenbach vorgeknöpft: die hochpreisigen Arzneimittel, die einige Hersteller nur noch direkt liefern und nicht mehr über den Großhandel. Wenn das Schule machen sollte, könnte das Apotheken, die nicht über große Summen Cash verfügen, in Schwierigkeiten bringen. Eben mal 10.000 oder 20.000 Euro vorstrecken – kann nicht jede. Diefenbach will auch dazu Fakten sammeln, wie häufig das derzeit schon vorkommt und ob und welche Probleme damit entstehen. Gute Initiative!

 Was ist Rabatt, was ist Skonto? Ist auch das Fixhonorar von 70 Cent des Großhandels rabattfähig? Mein liebes Tagebuch, darüber wird Ende August vor Gericht verhandelt werden im Prozess der Wettbewerbszentrale gegen den Großhändler AEP. Ja, wird spannend. Nach Aussage von AEP-Chef Graef sind Konditionen über 3,15 Prozent üblich, andere Großhändler böten auch Gesamtkonditionen deutlich über 3,15 Prozent an. Mein liebes Tagebuch, die Politik wird sich den Streit mit Sicherheit anschauen und ihre Schlüsse ziehen.


Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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