Apotheken in Griechenland

Schwarze Rosen aus Athen

Athen - 30.07.2015, 12:45 Uhr

Die griechische Apothekerin Mania Alexiou in ihrer Apotheke. (Foto: diz/DAZ)

Die griechische Apothekerin Mania Alexiou in ihrer Apotheke. (Foto: diz/DAZ)


Von den vielbesungenen weißen Rosen aus Athen kann die griechische Apothekerin Mania Alexiou nur träumen. Für sie und ihre kleine Apotheke in Athen zeichnet sich eher ein düsteres Bild der Apothekenzukunft: Die Krise hat sie voll erwischt. Sie wartet noch immer auf die Zahlungen der Krankenkasse – auf die Abrechnung des Monats April! Und der Verkauf von OTCs und Kosmetika ist dramatisch eingebrochen. DAZ.online hat vor Ort zur Lage der griechischen Apotheken recherchiert.

Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika – das Randsortiment und die OTC-Arzneimittel, die früher ein wenig Bargeld in die Kasse brachten, scheinen wie Blei in den Regalen zu liegen. Die Kunden der Apotheke von Alexiou können sich diese Präparate kaum noch leisten. Der Umsatz an Kosmetika ist fast vollständig eingebrochen.

Der Stadteil Vironas, in dem die kleine Apotheke von Alexiou liegt, gehört nicht zu den wohlhabenden Vierteln Athens. Vor dem Bankautomaten auf der gegenüberliegenden Seite der Apotheke stehen die Anwohner Schlange, um 50 oder 60 Euro zu ziehen. Das Wochenlimit ist noch immer auf 420 Euro begrenzt. „Das  ist deprimierend zu sehen“, ist die Apothekerin erschüttert, „wie die Menschen anstehen müssen, um an ihr Geld zu kommen.“

Einheitskrankenkasse zahlt schleppend

Das größte Problem für griechische Apotheken, an ihr Geld aus den Rezeptumsätzen zu kommen, sind die schleppenden Zahlungen der staatlichen Einheitskrankenkasse EOPYY. Bisher drei, mittlerweile schon vier Monate und länger muss Apothekerin Alexiou auf die Zahlungen warten, noch heute hat sie erst 50 Prozent der Abrechnung des Monats April überwiesen bekommen. Zurzeit steht der Rest vom April, außerdem die Abrechnungen aus Mai, Juni und Juli noch vollkommen aus.

„Wir wissen nicht, wann die nächsten Zahlungen eintreffen. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich rechtzeitig ein paar Rücklagen gebildet habe, sonst könnte ich die Rechnungen des Großhandels und das Gehalt meiner Mitarbeiterin nicht bezahlen“, zeigt sich Alexiou ein wenig erleichtert. Aber sie weiß von vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen, dass diese nur noch Ware vom Großhandel erhalten, wenn sie bei der Übergabe bar bezahlen.

Frustrierend für Apotheker und Patienten

Besonders frustrierend für sie ist, dass sie nicht alle Rezepte beliefern kann. Der eine Grund: „Immer mehr Defekte, immer mehr Lieferengpässe“, klagt die Apothekerin und legt eine lange Liste vor mit Präparaten, die derzeit vom Großhandel nicht erhältlich sind. „Es ist für mich frustrierend, wenn ich meinen Patienten nicht helfen kann.“ Besonders schlimm findet sie, dass darunter auch dringend benötigte Arzneimittel sind wie Cortisonpräparate, Asthmamittel, Zytostatika, Impfstoffe oder Schilddrüsenpräparate wie Euthyrox.

Der andere Grund: Nicht alle Patienten können den hohen Eigenanteil an den Rezeptverordnungen bezahlen, der bei mindestens 25 Prozent liegt und bei einigen Präparaten bis über 50 Prozent betragen kann. „Patienten, die ich gut kenne, von denen ich weiß, dass sie wieder kommen, kann ich die Präparate auch schon mal ohne Bezahlung mitgeben, in der Hoffnung, dass sie in der nächsten Woche ihre Rechnung begleichen. Aber ich muss Patienten, die nicht zahlen können, auch schon mal wegschicken. Wir können die Arzneimittel nicht verschenken.“

Düstere Aussichten

Ist für sie eine Besserung der Lage in Sicht? „Nein, ich weiß nicht, was morgen kommt“, schaut Mania Alexiou verzweifelt in die Zukunft, „wir wissen auch nicht, ob nicht doch noch die OTC-Präparate in den Supermarkt wandern oder ob Ketten kommen. Das wäre dann allerdings eine Katastrophe für uns.“

Einen ausführlichen Bericht über unseren Apothekenbesuch in Athen lesen Sie in der nächsten Ausgabe der DAZ.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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