Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

14.06.2015, 08:00 Uhr

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: imagesab- Fotolia.com)

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: imagesab- Fotolia.com)


Es war so eine Woche, in der an allen Ecken und Enden Medikationsplan, -analyse und -management aufblitzten. Zum Beispiel bei der ABDA: Medikationsplan ohne Apotheker – das geht schon mal gar nicht. Deswegen schreibt die ABDA das eHealth-Gesetz mal eben um. Oder auf dem Hauptstadtkongress: Medikationsmanagement mit euch Apothekern – ja bitte gerne, aber überzeugt erst mal die Patienten und ob’s Geld dafür gibt, steht in den Sternen. Oder auf dem Thüringer Apothekertag: Begeisterungsstürme mit Gitarrensong für Armin. Mein liebes Tagebuch, dagegen kommen westfälisch-läppische Kappeleien nicht an.

8. Juni 2015

War nett angedacht, aber ging nicht in Erfüllung: Ein Apotheker hatte die Importquote übererfüllt und damit ein Guthaben zur Verrechnung zu seinen Gunsten bei der IKK angesammelt. Solche Guthaben verrechnen die Kassen mit Forderungen, wenn die Quote mal nicht erfüllt wird. Da der Apotheker seine Apotheke aber mittlerweile verkauft hatte, konnte das Guthaben von 6500 nicht mehr verrechnet werden – er klagte auf Bares: die Kasse möge ihm den Betrag doch überweisen. Doch dafür sah die Kasse keine Rechtsgrundlage, was nun auch das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg bestätigte. Wär ja auch zu schön gewesen. Übrigens, man kann das Guthaben auch nicht mit Retaxforderungen verrechnen.

9. Juni 2015

Mein liebes Tagebuch, Hilfsmittelversorgung können wir so langsam vergessen. Da kommt man mit den Kassen immer weniger auf einen grünen Zweig. Das jüngste Beispiel im Saarland, die Auseinandersetzung zwischen dem Saarländischen Apothekerverein und der AOK im Saarland spricht Bände: „Die Vergütungsforderungen des Apothekervereins lagen bei gleichen Qualitätsstandards über dem angebotenen und wirtschaftlichen Abrechnungspreis anderer Leistungserbringer“, erklärte die Kasse. Tja, die Apotheker wollen einfach zu viel, meinen die Kassen. Man kann sich nicht auf „völlig inakzeptable Bedingungen“ einlassen, meint dagegen der Apothekerverein – und das ist gut so. Man muss den Kassen die Stirn bieten.

10. Juni 2015

Das ist ja richtig süß: Unsere liebe ABDA schreibt den Medikationsplan-Paragrafen im eHealth-Gesetz neu. Ist doch herzig, oder? Weil der Bundesgesundheitsminister glaubt, Medikationsplan ginge ohne Apotheker, formuliert die ABDA den Gesetzestext um und präsentiert dem Gesundheitsministerium die Apothekerversion. Mein liebes Tagebuch, das ist nicht nur herzig, sondern richtig gut. Also, der Apotheker muss beim Medikationsplan mit eingebunden werden, der Versicherte muss wählen können, ob er den Plan vom Arzt oder von einer Apotheke haben möchte. Und: Vor dem Aushändigen des Plans muss eine Medikationsanalyse erstellt werden. Und für das alles muss es ein Honorar geben – wünschen sich die neuen ABDA-Paragrafen im eHealth-Gesetz. Oh wie schön ist Panama, mein liebes Tagebuch. Wär schon schön, wenn’s so käme. Und wenn nicht jetzt, dann spätestens demnächst. Denn, so hört man von vielen Seiten: Die derzeit vorgesehene Form des Medikationsplans auf Papier, ausgestellt vom Onkel Doktor, wird ein Schuss in den Ofen. Richtig ernst wird es erst, wenn er elektronisch auf die eKarte geschrieben werden kann. Und bis dahin weiß auch unser Gesundheitsminister, dass ein Medikationsplan ohne Medikationsanalyse vom Apotheker ein no go ist.

 

Dass unser Bundesgesundheitsminister nun wild entschlossen ist, sein eHealth-Gesetz, die Telematik-Infrastruktur und die elektronische Gesundheitskarte (eGK) voranzutreiben – daran ließ er in seinen Grußworten zum Hauptstadtkongress Medizin keine Zweifel. Ist ja auch kein Wunder. So zäh und langsam, wie es mit der eGK in Deutschland vorangegangen ist, das sei kein Ruhmesblatt. Mal zugespitzt formuliert: Über eine Milliarde Euro wurden bereits ausgegeben, herausgekommen ist bis heute ein Foto auf der Versichertenkarte. Jetzt wird also die sichere Datenautobahn gebaut, es folgen 2016 die eGK mit den Notfalldaten und dann der elektronische Medikationsplan. Mein liebes Tagebuch, und wann kommt das elektronische Rezept? Hoffentlich spät.

 

Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz hat die nächste Hürde geschafft, der Gesundheitsausschuss des Bundestages hat den Gesetzentwurf samt Änderungsanträgen beschlossen. Die Forderung der Apotheker, das Fixum jährlich zu überprüfen, ist nicht drin – mein liebes Tagebuch, darüber haben wir uns schon aufgeregt, das lassen wir hier. Was aber kommt: Der Kassenabschlag wird auf 1,77 Euro festgeschrieben. Für Apotheker sind außerdem die neuen Regelungen zum Entlassmanagement von Bedeutung: Klinikärzte sollen Patienten künftig „eine Packung mit dem kleinsten Packungsgrößenkennzeichen gemäß Packungsgrößenverordnung“ bei der Entlassung verschreiben können. Mein liebes Tagebuch, da purzeln die N 1-Packungen in die Schubladen.

11. Juni 2015

Mit dem Medikationsplan, der Medikationsanalyse und gar dem Medikationsmanagement ist das so eine Sache: Irgendwie liegt es in der Luft, dass diese Instrumente wichtig und nützlich sind und dem Patienten mehr Sicherheit bei seiner Arzneimitteltherapie verschaffen können, aber ganz so schnell wird das alles wohl nicht kommen. Es gibt da noch die eine oder andere Hürde zu nehmen, zeigte das Fazit einer Expertenrunde aus Apotheker, Krankenkasse, Hochschule und einer Patientenvertreterin  auf dem Hauptstadtkongress. Bei Patienten und auch in den Fachkreisen müsse noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Wie wahr, mein liebes Tagebuch. Und dann steht da noch die Frage der Honorierung im Raum. Klar, man kann schon jetzt anfangen, auf eigene Faust dem Patienten einen Medikationsplan in die Hand zu drücken – nice to have –, aber Geld gibt’s dann dafür wohl nicht mehr.

 

Die Techniker-Krankenkasse erprobt derweil schon mal eigene Ideen. Sie hat eine Arzneimittelsprechstunde für ihre Versicherten eingerichtet. Diejenigen, die einen höheren Bedarf an Arzneimittelinformationen haben, werden zu Vertragsapotheken der Kasse geschickt, um sich dort eingehend über die Arzneitherapie beraten zu lassen – und dafür gibt’s sogar ein Honorar von der Kasse. Erste Ergebnisse sind vielversprechend.

 

Gaby und Klaus kappeln sich. Mein liebes Tagebuch, es geht um den Streit zwischen Apothekerverband und Apothekerkammer Westfalen-Lippe zur Zukunft der PTA-Ausbildung. Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening fühlt sich von Verbandschef Klaus Michels beim Thema Finanzierung der PTA-Ausbildung nicht verstanden, außerdem habe Michels ihr Vertrauen gebrochen, weil er mit einer nicht abgestimmten Position an die Öffentlichkeit getreten sei. Overwiening, ihr Ehemann und der Kammervize Graf haben deshalb mal gleich ihre Mitgliedschaft im Verband aufgekündigt. Michels wiederum vermisst eine verbindliche Zusage für eine Ausweitung der Finanzbeteiligung an der PTA-Ausbildung und überhaupt könne er das alles nicht verstehen. Overwiening will nun nächste Woche mit einer eigenen Vorlage in die Diskussion und im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten die finanzielle Beteiligung an der PTA-Ausbildung ausweiten, aber nur, wenn die Struktur der PTA-Ausbildung grundlegend reformiert und zielgenauer wird. Und das, mein liebes Tagebuch, wäre ja nicht das Schlechteste: die Ausbildung ruft nach einer Reform. Und so könnte aus einer Kappelei vielleicht doch noch etwas Positives entstehen.

 

Der Apotheker spielt eine wichtige Rolle in der Prävention, aber bitte schön auf eigene Kosten und Rechnung. Fazit einer Diskussionsrunde mit den Gesundheitspolitikern Roy Kühne (CDU) und Kordula Schulz-Asche (Die Grünen) auf dem Hauptstadtkongress. Ja, klar, die Apotheker sind ja auch eifrig in der Prävention engagiert, machen Ernährungsberatung, Lauftreffs, Raucherentwöhnung und haben sogar das Institut für Prävention im Gesundheitswesen. Alles richtig, alles wichtig. Aber zahlen wird die Kasse für das Präventionsangebot der Apotheker nicht. Vielleicht bezahlen ja die Patienten dafür. Ein Hoffnungsschimmer: Wo sich die Apotheken noch viel stärker zu Wort melden sollten, meinten die Politiker, das sei der Bereich des Medikationsmanagements in all seinen Facetten, z.  B. Doppel-/Vielfach/-Falschmedikationen seien ein riesiges Problem. Die Öffentlichkeit nehme die Leistungen der Apotheke auf diesem Gebiet kaum wahr. Mein liebes Tagebuch, das will heißen: Irgendwie kommunizieren wir wohl unsere Leistungen zu schlecht, oder?  

12. Juni 2015

Auf der elektronischen Gesundheitskarte wird die Apotheke die Diagnose ihrer Patienten nicht einsehen können. Das ist der Kompromiss, den der Deutsche Apothekerverband (DAV) mit den Ärzteorganisationen ausgehandelt hat. Hhmm, mein liebes Tagebuch, eigentlich, so die bisherige Auffassung von Apothekern, sind doch Diagnosedaten wichtig für eine Medikationsanalyse – was im Übrigen selbst der GKV-Spitzenverband so sieht und befürwortet. Aber, der DAV hat sich hier nicht mit dem Kassenverband verbündet und sich nicht gegen die Ärzte gestellt – obwohl er es hätte tun können. Man sagt, so etwas macht man nicht: Es gelte als Tabu, den Interessen eines anderen Heilberufes in die Parade zu fahren. Und: Es gibt ein Konsenspapier der Leistungserbringer (Ärzte und Apotheker), in dem festgelegt wird, dass es keine Diagnosen auf dem AMTS-Datensatz geben soll. Mein liebes Tagebuch, das mag dem einen oder anderen zu unterwürfig vorkommen, aber: Einerseits ist es gut, wenn wir uns den Ärzten gegenüber als verlässlich zeigen. Und vielleicht ist es auch gut, wenn wir die Diagnosen nicht kennen – wer weiß, welche Pflichten die Kassen den Apothekern daraus aufbürden würden – ohne uns zu honorieren. Wir sind Arzneimittelfachleute – die Diagnosen überlassen wir den Ärzten.

Thüringer Apothekertag in Gotha. Voller Saal, tolles berufspolitisches Programm mit aktuellen Themen wie Arzneifälschungen, Globalisierungsprobleme, TTIP-Gefahren, wirtschaftliche Zahlen, Verlustgeschäft Rezeptur, Arzneiversorgung 2030 und natürlich das Medikationsmanagement samt Armin. Das Fazit: Die Begeisterung für Armin kennt keine Grenzen. Alle lieben Armin! Sogar so arg, dass Thüringer Pharmazeuten im Kloßtheater (in Friedrichroda) ihre Gitarre rausholten und den Smokie-Song „Living next door to Alice“mit neuem Armin-Text versahen und zum Besten gaben. Ach, mein liebes Tagebuch, who the f*** ist Armin? In Gotha wissen es alle. Und wir wissen jetzt: Gotha adelt!


Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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