Aktualisierte Listen

WHO hält Sofosbuvir & Co. für unentbehrlich

12.05.2015, 12:05 Uhr

Die WHO hält neue Hepatitis C-Medikamente für unentbehrlich. (Logo: WHO)

Die WHO hält neue Hepatitis C-Medikamente für unentbehrlich. (Logo: WHO)


Remagen – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Neuauflage ihrer Listen der unentbehrlichen Arzneimittel für Erwachsene und Kinder (Essential Medicines List: EML und EMLc) veröffentlicht. Sie werden alle zwei Jahre revidiert. Die neuen Listen enthalten unter anderem innovative neue Behandlungsmöglichkeiten für Hepatitis C, eine Vielzahl von Krebsarten einschließlich Brustkrebs und Leukämie und die multiresistente Tuberkulose (TB). Sie könnten deshalb nach Einschätzung der WHO weltweit enorme Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben.

In beiden Listen werden die Arzneimittel jeweils in einer „Kern-Liste“ mit einer Auswahl von Wirkstoffen für den minimalen medizinischen Bedarf im Rahmen eines Basis-Gesundheitssystems und einer „ergänzenden Liste“ mit Arzneimitteln erfasst, für die spezielle Einrichtungen zur Diagnose oder Überwachung und/oder eine spezialisierte medizinische Versorgung und/oder Fachausbildung erforderlich sind. Auch besonders kostspielige Arzneimittel können dort aufgeführt werden.

In der 18. EML und der 4. EMLc wurden wesentliche Änderungen vorgenommen. Nach der Beurteilung von 77 Anträgen durch einen speziellen Sachverständigenausschuss wurden 36 neue Medikamente zur Aufnahme in die EML empfohlen (15 in die Kern-Liste und 21 in die ergänzende Liste) und 16 neue Medikamente zur Aufnahme in die EML für Kinder (EMLc).

Hepatitis- und Krebsmedikamente

Die EML-Kern-Liste beinhaltet einen neuen Abschnitt mit Arzneimitteln zur Behandlung viraler Hepatitis-Infektionen mit Unterrubriken für die Hepatitis B und Hepatitis C. Neu aufgenommen wurden Entecavir und Tenofovir zur Behandlung von Hepatitis B und sechs orale direkt wirkende antivirale Arzneimittel gegen Hepatitis C einschließlich Daclatasvir, Ledipasvir + Sofosbuvir, Ombitasvir + Paritaprevir + Ritonavir mit oder ohne Dasabuvir, Simeprevir und Sofosbuvir. 

Neue Durchbrüche in der Krebstherapie in den letzten Jahren haben die WHO dazu veranlasst, das gesamte onkologische Segment der EML unter die Lupe zu nehmen. 52 Produkte wurden überprüft, 30 Behandlungen bestätigt und 16 neue Wirkstoffe aufgenommen. Hierunter befinden sich einige kostenintensive Arzneimittel wie Imatinib, Trastuzumab und Rituximab. Ebenfalls neu in der Liste sind die Aromatasehemmer,  Bendamustin, Capecitabin, Cisplatin, Oxaliplatin und Transretinoin-Säure.

„Einige dieser Medikamente produzieren relevante Überlebensvorteile bei Krebserkrankungen mit einer hohen Inzidenz, wie etwa Trastuzumab bei Brustkrebs“, erklärt Dr. Kees De Joncheere, WHO Director of Essential Medicines. „Andere neue Behandlungsmethoden für seltene Krebsarten wie Leukämie und Lymphome können bis zu 90 Prozent der Patienten heilen. Mit ihrer Aufnahme wollen wir einen weltweiten Standard setzen.“  

Wirkstoffe im Bereich Tuberkulose

Im Bereich Tuberkulose wurden fünf neue Wirkstoffe in die Liste aufgenommen. Vier von ihnen, darunter Bedaquilin und Delamanid, addressieren multiresistente Formen. Der Ausschuss empfiehlt auch die Unterstützung des off-label-Gebrauchs, soweit es eindeutige Beweise für einen großen Nutzen für die Gesundheit gibt, wie dies vielfach in der Anwendung bei Kindern der Fall ist. „Die Essential Medicines List umfasst Medikamente auf der Basis der nachgewiesenen Sicherheit und Wirksamkeit und nicht auf der Grundlage der zugelassenen Indikationen in den nationalen Rechtsordnungen“, betont De Joncheere.

Dr Marie-Paule Kieny, WHO Assistant Director-General for Health Systems and Innovation fügt hinzu: „Die Liste ist nur eine Leitlinie für die Priorisierung von Medikamenten aus einer klinischen Perspektive und der Perspektive der öffentlichen Gesundheit. Die harte Arbeit geht nun damit los, dafür zu sorgen, dass diese Medikamente für die Patienten tatsächlich verfügbar sind.“

Hier gelangen Sie zur EML und zur EMLc.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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