ABDA-IMPERIUM

Monopoly mit Govi, WUV und VGDA

12.05.2015, 06:45 Uhr

Muss ihr Firmen-Monopoly neu aufstellen: die ABDA. (Fotolia/Stephan Dinges)

Muss ihr Firmen-Monopoly neu aufstellen: die ABDA. (Fotolia/Stephan Dinges)


Berlin – Einmal mehr befasst sich die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in der kommenden Woche mit sich selbst – mit wichtigen organisatorischen Fragen. Es geht um das nur schwer durchschaubare Geflecht ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten. Die Finanzbehörden drängen die ABDA zu mehr Transparenz. Govi, WUV und Verwaltungsgesellschaft Deutscher Apotheker (VGDA) lauten die Stichworte. Beim „Monopoly im weißen Kittel“ lassen sich die ABDA-Honoratioren aber nur ungern in die Karten schauen.

Das gilt insbesondere für den Wert ihrer wirtschaftlichen Töchter: „Alle wesentlichen Information über die Arbeit der von Ihnen angesprochenen Institutionen der Apothekerschaft wurden im Geschäftsbericht der ABDA 2013/2014 veröffentlicht. Bei Institutionen wie dem DAPI oder dem ZL handelt es sich um eingetragene Vereine und damit um Non-Profit-Organisationen ohne Gewinnerzielungsabsicht, die keine Umsätze im eigentlichen Sinne generieren. Bei den als GmbH organisierten Institutionen können schon aus Gründen des Wettbewerbs keine über die Informationen im Jahresbericht hinausgehenden wirtschaftlichen Eckdaten veröffentlicht werden. Ich bitte dafür um Verständnis“, teilte ABDA-Sprecher Reiner Kern auf Anfrage zu Umsatz- und Ertragsdaten mit.

Kern des ABDA-Konzerns

Ein Blick in öffentlich zugängliche Bilanzdaten vermittelt folgendes Bild: Den Kern des ABDA-Konzerns bilden die Werbe- und Vertriebsgesellschaft (WUV), der Govi Verlag und die Verwaltungsgesellschaft Deutscher Apotheker (VGDA), die das Firmenreich steuert. Die WUV richtet im Auftrag der ABDA die expopharm aus, organisiert die pharmacon der Bundesapothekerkammer, das Wirtschaftsforum des DAV und stellt Beratungschecks aus. Laut der letzten veröffentlichten Bilanz wies die WUV für 2012 Aktiva im Wert von 30 Millionen Euro aus, davon 21 Millionen als Kassenbestand oder Guthaben bei Kreditinstituten.

Finanzanlagen schlugen mit 2,7 Millionen Euro extra zu Buche. Der ausgewiesene Jahresüberschuss 2012 wurde mit 4,7 Millionen Euro ausgewiesen. 15 Millionen Euro stehen als Bilanzgewinn, davon wurden zehn Millionen Euro als Gewinnvortrag auf die hohe Kante gelegt. Das Rohergebnis, dass unter anderem den Umsatz enthält, betrug 13,4 Millionen Euro. Für 2011 legte die WUV eine vergleichbare Bilanz vor.

Treuhänder der ABDA-Töchter

Gesteuert werden die ABDA-Töchter aus der Zentrale im Apothekerhaus über sogenannte Treuhänder. Nach ABDA-Angaben für die WUV zuständig sind Thomas Benkert (AK Bayern), Hans-Peter Hubmann (LAV Bayern ) und Axel Pudimat (LAV Mecklenburg-Vorpommern). Als Treuhänder für den Govi-Verlag agieren Magdalene Linz (AK Niedersachsen), Christian Belgardt (AK Berlin) und wieder Hans-Peter Hubmann. Die Verwaltungsgesellschaft Deutscher Apotheker (VGDA) als Steuerungsgesellschaft der beiden Schwesterunternehmen WUV und Govi wird kontrolliert von Jens Dobbert (AK Brandenburg), Ronald Schreiber (AK Thüringen), und Claudia Berger (LAV Saarland).

Über den Wert der ABDA-Töchter lässt sich spekulieren. Verkaufen möchte die ABDA ihre wirtschaftenden Einheiten ohnedies nicht. Legt man den Umsatz von knapp 40 Millionen Euro zugrunde, kommt man bei einem branchentypischen Multiplikator auf circa 120 Millionen Euro.

Milliardenumsätze der Rechenzentren

Zum ökonomischen Einflussbereich der Apothekerschaft gehören zudem die von den Landesapothekerverbänden gesteuerten Apothekenrechenzentren mit ihren Milliarden-Umsätzen wie das NARZ, ARZ Haan, ARZ Darmstadt und die VSA Group in Machen. Inzwischen haben die Apothekenrechenzentren ihre Geschäftsfelder über die Rezeptabrechnung ausgeweitet und verdienen Geld mit dem Verkauf von aufbereiteten Arzneimitteldaten, Abrechnungsdienstleistungen für andere Heilberufe oder mit Softwarehäusern.

apoBank und Steuerberatungsgesellschaft

Im Aufsichtsrat der apoBank sitzen nicht ohne Grund ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DAV-Chef Fritz Becker und als Vorsitzender Hermann Stefan Keller. Zwar halten Apotheker nur circa zehn Prozent Bank-Anteile. Allerdings führen die ABDA und viele der Landesapothekerverbände und Kammern dort ihre Konten. Die apoBank ist außerdem mit ihren Anteil am Apothekenrechenzentrum ARZ Haan mit der Apothekerschaft unternehmerisch verbunden.

Ausdrücklichen Wert auf ihre Unabhängigkeit von der ABDA legt die Treuhand Hannover GmbH Steuerberatungsgesellschaft, die vom Treuhand-Verband Deutscher Apotheker e.V. getragen wird. Im geschäftsführenden Vorstand des Vereins finden sich jedoch prominente Namen aus der ABDA-Landschaft wie Dr. Peter Froese, Wilhelm Soltau, Jens Dobbert, Magdalene Linz und Klaus Michels. Als Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover fungiert Dr. Frank Diener, früher einmal in führender Funktion bei der ABDA beschäftigt.


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