NOAK zu oft verschrieben

TK: Ärzte sollen Glaeske fragen

06.05.2015, 14:50 Uhr

Die TK verweist Ärzte in Sachen NOAK auf ihr Beratungsangebot. (Foto: TK)

Die TK verweist Ärzte in Sachen NOAK auf ihr Beratungsangebot. (Foto: TK)


Berlin – Rat vom Arzneimittelexperten: Weil Ärzte nach Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK) unverhältnismäßig vielen Patienten teure, neue orale Antikoagulation (NOAK) verordnen, empfiehlt die Kasse ihnen, sich von Professor Dr. Gerd Glaeske und seinem Team beraten zu lassen. „Die klassischen Vitamin-K-Antagonisten sind in den für sie zugelassenen Indikationen nach wie vor der Standard zur oralen Antikoagulation“, erklärt Tim Steimle, TK-Leiter des Fachbereichs Arzneimittel in einer Mitteilung. NOAK böten Patienten in den meisten Fällen keine Vorteile.

Laut einer Auswertung der Verordnungs-Daten von DAK, KKH und TK wurden 2014 fast doppelt so viele Tagesdosen verschrieben wie im Vorjahr. Die Mehrheit der Patienten mit Vorhofflimmern wurde nicht zunächst auf Vitamin-K-Antagonisten, sondern gleich auf NOAK eingestellt. Allerdings sähen die aktuellen Leitlinie vor, führt die Kasse aus, dass NOAK nur Patienten verordnet werden, die mit den etablierten Wirkstoffen wie Phenprocoumon schwer einzustellen seien, ein erhöhtes Interaktions-Risiko aufwiesen oder für die die regelmäßige Kontrolle des INR-Wertes schwierig sei.

Mit Dabigatran (Pradaxa®), Rivaroxaban (Xarelto®) und Apixaban (Eliquis®) stehen drei NOAK zur Verfügung, die in den Indikationen Thromboseprophylaxe und Vorhofflimmern zugelassen sind. Die TK betont jedoch, dass bislang keine direkten Vergleichsstudien vorliegen, die eine belastbare Aussage über den Zusatznutzen eines Vertreters der Wirkstoffgruppe gegenüber dem anderen ermögliche. Allerdings seien sämtliche NOAK deutlich teurer als die Tagestherapiekosten mit Vitamin-K-Antagonisten: mehr als drei Euro gegenüber 20 Cent.

Insoweit weist die TK auf ihr Beratungsangebot hin, das sie gemeinsam mit der DAK und der KKH in Kooperation mit der Universität Bremen durchführt: die „Beratung durch unabhängige Arzneimittelexperten“ für Ärzte. Bei den Arzneimittelexperten handelt es sich um wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Bremen – und zwar aus dem Team von Glaeske. Er und sein Team hatten für die TK auch den Bestandsmarktreport erarbeitet, in dem der patientenrelevante Nutzen von Arzneimitteln bewertet wurde, die nicht die frühe Nutzenbewertung durchlaufen haben.


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