Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin

Projekt zur Versorgungsforschung in den Startlöchern

Berlin - 14.11.2014, 14:43 Uhr


Die Einführung des Facharztes für Schmerzmedizin, ein rationaler Umgang mit Opioiden und mehr Versorgungsforschung – das forderte die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) bei der Auftaktveranstaltung des „Innovationsforum Schmerzmedizin – Fakten, Hintergründe, Perspektiven“ in Berlin. Um Daten aus der Praxis für die Versorgungsforschung zugänglich zu machen, wurde das Dokumentationsprogramm DGS-PraxisRegister Schmerz entwickelt.

Die Zahl der Menschen mit chronischen Schmerzen in Deutschland ist gestiegen: Während im Jahr 2003 etwa sechs bis acht Millionen Menschen betroffen waren, waren es im Jahr 2006 schätzungsweise zwölf bis 18 Millionen, berichtete DGS-Präsident Dr. Gerhard Müller-Schwefe. Nach neuesten Erhebungen leiden rund 23 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Mit Blick auf die Zahlen konstatierte Müller-Schwefe, dass das System immer mehr chronisch kranke Schmerzpatienten produziere.

Weil Ärzte mit der Zusatzweiterbildung „Spezielle Schmerztherapie“ die Patienten nur im Rahmen ihres eigenen Fachgebietes therapieren dürften, ein Patient aber nicht nur in einem Fachgebiet verortet werden könne, fordert die DGS die Einführung des Facharztes für Schmerzmedizin. Müller-Schwefe verwies darauf, dass die Fachärzte auch in der ärztlichen Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigungen berücksichtigt werden – und die Versorgung der chronischen Schmerzpatienten so sichergestellt werden würde.

Zudem fordert die DGS einen rationalen Umgang mit Opioiden. Es bestehe eine „gewisse Opioid-Phobie“ in der Bevölkerung und bei den Ärzten, sagte DGS-Vizepräsident Dr. Johannes Horlemann. Unsicherheiten gebe es beispielsweise in der Langzeitanwendung von Opioiden, aber auch hinsichtlich des Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzials. Diese werden laut Horlemann in entsprechenden Leitlinien nicht ausgeräumt, sondern eher verstärkt. Daher hat die DGS in diesem Jahr zwei praxisbezogene Leitlinien veröffentlicht, bei denen neben der evidenzbasierten Wissenschaft auch Erfahrungen der Patienten und Ärzte berücksichtigt werden („Tumorschmerz“ und „Tumorbedingte Durchbruchschmerzen“).

Um der Versorgungsforschung (pseudonymisierte) Daten und schmerzmedizinisch interessierten Ärzten ein Dokumentationsprogramm zur Verfügung zu stellen, hat die DGS mit dem DGS-PraxisRegister Schmerz ein betriebssystemunabhängiges Dokumentationsprogramm entwickelt. Nach Einwilligung kann der Arzt den Patienten in der Web-Awendung anlegen und medizinische Daten eingeben. Auch der Patient kann darauf zugreifen und seine eingenommenen Arzneimittel angeben und die im System hinterlegten Schmerzfragebögen ausfüllen. Sind mehrere Akteure – beispielsweise weitere Fachärzte oder Physiotherapeuten – an der Therapie beteiligt, können diese nach Autorisierung ebenfalls auf die Daten zugreifen. Apotheken in das System einzubinden, ist nicht geplant.


Annette Lüdecke