Todesfälle nach Masernimpfung in Syrien

Vermutlich falsches Lösungsmittel ursächlich

Berlin - 30.09.2014, 16:45 Uhr


Im September sind 15 Kinder bei einer Masernimpfung im nördlichen Teil Syriens gestorben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte daraufhin Experten entsandt, um die Fälle zu untersuchen. In einem Zwischenergebnis kommt die Untersuchungskommission zu dem Schluss, dass die wahrscheinlichste Ursache eine Verwechslung des Lösungsmittels war, mit dem der Masern-Impfstoff rekonstituiert wurde.

Den Untersuchungsergebnissen zufolge wurden fälschlicherweise Ampullen mit dem Wirkstoff Atracurium – ein Muskelrelaxans, das im Rahmen von Operationen eingesetzt wird – zum Lösen des Masern-Impfstoffes verwendet. Bei der Vorbereitung der Impfdosen in einem Verteilungszentrum im Gouvernement Idlib in Syrien sollen die Atracurium-Ampullen fälschlicherweise zu den Impfstoffen gelegt worden sein. Diese wurden am zweiten Tag der Masern-Kampagne von insgesamt vier Impf-Teams mitgenommen und verwendet. Insgesamt sind 15 Kinder gestorben, laut syrischer Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind zudem 50 Kinder mit Vergiftungssymptomen in Krankenhäusern behandelt worden.

Die für die medizinische Versorgung in der Region zuständige oppositionelle Übergangsregierung hatte daraufhin nach eigenen Angaben die Impfkampagne gestoppt. Die WHO erklärte dazu, dass der Stopp der Impfkampagne zunächst eine kluge Maßnahme sei. Aber es müsse alles getan werden, damit die Kampagne fortgesetzt werden könne.

Da das Risiko von Masern und Kinderlähmung in Syrien nach wie vor extrem hoch ist, ruft die WHO dazu auf, das Vertrauen in Impfungen wiederaufzubauen und zu gewährleisten, dass alle Kinder Zugang zu lebensrettenden Impfstoffen haben. In den syrischen Gebieten unter Kontrolle von Rebellen herrscht ein akuter Mangel an Impfstoffen. Im Oktober 2013 war in Syrien zum ersten Mal seit 14 Jahren wieder Kinderlähmung aufgetreten.


dpa/DAZ.online