Apotheker-Tatort

Wer verdient am Arzneimittel: Knifflige vfa-Rechnung

Berlin - 23.09.2014, 18:25 Uhr


Auch die „Bild“ hat sich den Sonntags-Tatort um einen aus Gewinnsucht mordenden Apotheker angeschaut und war erstaunt über die hohen Arzneimittelpreise: „Warum sind manche Medikamente so teuer wie ein Mittelklassewagen?“, wollte „Bild“ wissen und fragte nach – unter anderem beim Verband forschender Arzneimittelhersteller. Dessen Auskunft ist richtig und irreführend zugleich.

„In Deutschland bekommen die Hersteller 52 Prozent des Verkaufspreises“, zitiert „Bild“ die vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer. Dazu kommen drei Prozent für den Großhandel, 14 Prozent für die Apotheken, und 31 Prozent sind Steuern und Rabatte, schreibt die Boulevard-Zeitung weiter. Wie kommt diese Rechnung zustande? Welche Bezugsgröße ist Grundlage dieser Rechnung? Ein einzelnes Arzneimittel kann es nicht sein.

Der Apotheker erhält bekanntermaßen ein packungsbezogenes Honorar von derzeit 8,51 Euro plus drei Prozent vom Arzneieinkaufspreis und muss 1,77 Euro Kassenabschlag an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abführen. Nachgeschaut hat vfa-Chefin Fischer für ihre Auskunft in einem Chart des Verbandes aus dem Jahr 2011. Darin wird ein Vergleich der europäischen Preisstruktur für Arzneimittel vorgeführt bezogen auf die Brutto-Ausgaben (einschließlich Mehrwertsteuer) der gesetzlichen Krankenkassen.

Auf Nachfrage erläutert der vfa seine Rechnung wie folgt: Von „oben“ herabgerechnet, also von den Bruttoausgaben, beträgt der Mehrwertsteueranteil rund 16 Prozent, der 16-prozentige Herstellerzwangsrabatt und der Kassenabschlag der Apotheker zusammen rund 15 Prozent. Macht 31 Prozent. Gemessen an den GKV-Arzneimittelausgaben beträgt das Apothekenhonorar laut vfa insgesamt 14 Prozent und der Großhandelsrabatt drei Prozent. Damit verbleiben den Arzneimittelherstellern von den Arzneimittelausgaben der GKV 52 Prozent in der eigenen Kasse. Mit dieser Rechnung belegt der vfa, dass die Hersteller in Deutschland im europäischen Vergleich den geringsten Anteil an den Gesamt-Arzneimittelausgaben verursachen.


Lothar Klein


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