Vernachlässigte Tropenkrankheiten

Neues Netzwerk in den Startlöchern

Berlin - 23.09.2014, 11:10 Uhr


Um auf vernachlässigte Tropenkrankheiten aufmerksam zu machen und dagegen anzugehen, wurde Ende August das „Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten“ gegründet. Daran beteiligt sind Nicht-Regierungsorganisationen sowie Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft. Bei der pharmakritischen Organisation BUKO Pharma-Kampagne sieht man das Netzwerk allerdings kritisch.

Das Netzwerk hat es sich nach eigenen Angaben zur Aufgabe gemacht, zu sensibilisieren und größere Aufmerksamkeit für vernachlässigte Tropenkrankheiten zu wecken. „Die Mitglieder eint das Anliegen, Krankheiten wie etwa Bilharziose und afrikanische Schlafkrankheit, die vor allem in tropischen Ländern auftreten und meist armutsbedingt sind, zu eliminieren“, erklärte ein Sprecher. Weltweit sind nach Angaben des Netzwerks mehr als eine Milliarde Menschen von Tropenkrankheiten betroffen.

Es gibt bereits Behandlungsprogramme, mit denen man die Krankheiten zu geringen Kosten heilen oder von vornherein vor Ansteckung schützen kann. Das Netzwerk will sich dafür einsetzen, dass diese Programme ausgeweitet werden. Es hat sich zudem der Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angeschlossen, deren Ziel es ist, dass mindestens zehn der insgesamt 17 vernachlässigten Tropenkrankheiten bis zum Ende dieses Jahrzehnts unter Kontrolle gebracht werden sollen. Daneben möchte das Netzwerk als Forum dienen, um Partner aus Deutschland für konkrete Vorhaben zu finden.

Die BUKO Pharma-Kampagne steht dem neu gegründeten Verein kritisch gegenüber: Die Initiative gehe „unzweifelhaft“ von den forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) aus, heißt es vonseiten der Kampagne. Die Pharmaindustrie könne mit dem Netzwerk „ihr Image aufpolieren“ und habe damit „den Fuß bei NGOs und ForscherInnen in der Tür“. Die beteiligten Forschungseinrichtungen betrieben schon seit vielen Jahren intensiv Tropenforschung, so die Kampagne. NGOs setzten sich ebenfalls seit Langem für die bessere gesundheitliche Versorgung der Armen in der Welt ein. Und auch die notwendigen Medikamente stelle die Industrie bereits zur Verfügung.

Die Kritik nachvollziehen kann der vfa unterdessen nicht. „Das hat mich sehr überrascht“, erklärte ein vfa-Sprecher. Denn die Pharma-Kampagne kritisiere seit Jahren, dass zu wenig auf dem Gebiet der vernachlässigten Tropenkrankheiten getan werde. Insofern sei es „sehr verwirrend“, dass der Nutzen des Netzwerkes infrage gestellt werde. Nach Ansicht des vfa ist es wichtig, dass Experten aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen, um ihre Kompetenzen einzubringen – schließlich könne man „gemeinsam mehr erreichen“.


Annette Lüdecke


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