Allergen und schlecht gekennzeichnet

Tätowier-Farben in der Kritik

Stuttgart - 30.07.2014, 09:34 Uhr


Tattoos sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Tätowierungen in allen erdenklichen Farben und Formen finden sich quer durch alle Altersklassen und sozialen Schichten. Etwa neun Prozent der Deutschen sind tätowiert, bei den 16- bis 29-Jährigen ist es sogar ein Viertel. Aber wie sicher sind die Farben, mit denen die Kunstwerke gestochen wurden? Stiftung Warentest hat sie unter die Lupe genommen.

Zehn Tätowierfarben, fünf rote und fünf schwarze, die in professionellen Tattoo-Studios verwendet und im Internet von deutschsprachigen Anbietern verkauft werden, wurden exemplarisch im Labor untersucht. Verbotene Stoffe aus den Negativlisten der Tätowiermittelverordnung wie Azofarbstoffe oder primäre aromatische Amine wurden in keinem der Produkte gefunden, ganz unbedenklich sind die Farben aber trotzdem nicht. So gibt es Inhaltsstoffe, die zwar nicht auf offiziellen Negativlisten stehen, die aber dennoch als kritisch eingestuft werden.

In sechs von zehn getesteten Produkten waren solche kritischen, aber erlaubten Inhaltsstoffe, zu denen beispielsweise Nickel oder potenziell allergene Konservierungsmittel wie Methylisothiazolinon oder Benzylisothiazolinon gehören, zwar nachweisbar, aber nicht immer deklariert. Ebenfalls nicht verboten sind giftige polyzyklische Kohlenwasserstoffe, obwohl einige von ihnen sogar als kanzerogen gelten. Da sie als Verunreinigung in die schwarze Farbe gelangen, sind sie eigentlich vermeidbar. Dennoch waren sie in zwei der untersuchten Farben enthalten. Bei den Anwendungs- und Sicherheitshinweisen fallen fast alle Packungen durch. So waren die Angaben oft unvollständig, nicht in deutscher Sprache oder fehlten völlig. Lediglich bei einem Anbieter gab es hier keine Beanstandung.

Genaue Zahlen, wie häufig allergische oder entzündliche Reaktionen nach einer Tätowierung auftreten, gibt es nicht, aber im schlimmsten Fall müssen die bunten Bilder wieder entfernt werden. Fast immer bleiben dann Narben. Zudem fehlen bislang gesicherte Erkenntnisse, was die Farben langfristig im Körper anrichten. Prinzipiell wäre aber in den Augen von Experten eine Positivliste, die verlässlich unbedenkliche Inhaltsstoffe auflistet, die zum Tätowieren eingesetzt werden dürfen, sinnvoller als die derzeit gültige Negativliste. Denn hier besteht immer die Gefahr, dass, sobald ein Stoff verboten wird, die Hersteller auf einen verwandten, nicht gelisteten ausweichen. Eine solche Liste ist aber bislang nicht in Arbeit.


Julia Borsch