DAK-Versorgungsreport

10.000 Schlaganfälle pro Jahr vermeidbar

Berlin - 04.07.2014, 13:36 Uhr


In Deutschland könnten rund 10.000 Schlaganfälle pro Jahr verhindert werden: 9.400 durch eine konsequentere Behandlung von Vorhofflimmern – einem der wichtigsten Risikofaktoren für Hirnschläge – und weitere 500 durch eine verbesserte Versorgung von Menschen mit Beinahe-Schlaganfall. Das teilte die DAK-Gesundheit mit Blick auf ihren Versorgungsreport Schlaganfall mit, in dem die Versorgungskette beim ischämischen Hirninfarkt beleuchtet wurde.

Bei rund 60 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern könne die Schlaganfall-Prävention wesentlich verbessert werden. Die Störung werde nur bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen entdeckt, und lediglich jeder zweite behandelbare Patient bekomme geeignete Arzneimittel. „Würde das Vorhofflimmern bei vier von fünf Patienten erkannt und überwiegend behandelt, ließen sich in jedem Jahr 9400 erstmalige Schlaganfälle vermeiden“, erklärte Herbert Rebscher, Chef der DAK-Gesundheit.

Pro Jahr werden in Deutschland etwa 84.000 Patienten mit erstmaligem Beinahe-Schlaganfall – einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) – im Krankenhaus behandelt. Die Patienten seien besonders gefährdet, später einen Schlaganfall zu erleiden, erklärt die DAK-Gesundheit – bei etwa drei bis vier Prozent der Betroffenen passiere dies bereits im Folgejahr. Erhöhte Vorsicht und eine medikamentöse Sekundärprävention seien daher entscheidend für die Gesundheit der Risikopatienten. Laut dem Report ließe sich bei rund einem Viertel die medikamentöse Versorgung noch verbessern. Dadurch wären jährlich mindestens 500 Schlaganfälle vermeidbar.

Die lebenslangen Behandlungskosten eines Schlaganfall-Patienten belaufen sich auf etwa 43.000 Euro, erklärte die DAK-Gesundheit unter Berufung auf Experten. Für die Behandlung der rund 10.000 vermeidbaren Schlaganfälle müssten damit insgesamt etwa 430 Millionen Euro aufgebracht werden. Durch eine Verbesserung der Versorgung und ein zielorientiertes Gesundheitsmanagement könne ein erheblicher Teil dieses Betrages eingespart und im Sinne der Patienten besser eingesetzt werden.

Sie möchte die Daten aus der Versorgungsforschung gerne intensiver nutzen. Jedoch dürfen die gesetzlichen Krankenkassen Patienten oder Ärzte aufgrund Datenschutzbestimmungen nur in sehr geringem Maße auf potenzielle Versorgungsmängel ansprechen – obwohl ihnen Diagnosedaten vorliegen, kritisiert die DAK-Gesundheit. „Wir wünschen uns, dass die Regierung den Kassen etwas mehr Handlungsspielraum einräumt, damit wir die Patienten gezielter versorgen können“, erklärte Rebscher. Das funktioniere bereits bei den Disease-Management-Programmen. „Hier hat der Gesetzgeber uns weitreichendere Möglichkeiten der Patientenansprache eröffnet.“

Die DAK-Gesundheit bietet ihren Versicherten, die bereits einen Schlaganfall hatten, ein Frühwarnsystem zur Vorbeugung weiterer Schlaganfälle im Rahmen eines speziellen Vertrages zur Integrierten Versorgung an.


DAZ.online