Ärztestatistik 2013

Montgomery: Ärztemangel ist Realität

Berlin - 14.04.2014, 11:39 Uhr


Die Zahl der berufstätigen Ärzte stieg vergangenes Jahr um 2,5 Prozent. Somit arbeiteten insgesamt 357.252 Ärzte im stationären oder ambulanten Bereich. Gleichwohl sind es nach Meinung der Bundesärztekammer (BÄK) im Ergebnis nicht genug. „Der Ärztemangel und der Mangel an Arztstunden sind keine Prognosen mehr, sondern in vielen Regionen Deutschlands längst Realität“, mahnt BÄK-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery.

Der Ärztemangel fußt der BÄK zufolge auf mehreren Faktoren. Die Behandlungsintensität nimmt vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft zu: Die Zahl der ambulanten Behandlungsfälle in Deutschland stieg zwischen 2004 und 2012 um 136 Millionen. Im stationären Bereich nahmen sie um 1,8 Millionen auf 18,6 Millionen zu. Zudem habe der medizinische Fortschritt eine Vielzahl an Möglichkeiten eröffnet, erklärt Montgomery. „Dies erfordert ebenso mehr Personal, wie die durch die wissenschaftliche Entwicklung bedingte zunehmende Spezialisierung der Medizin.“

Des Weiteren macht der demografische Wandel auch nicht vor Ärzten halt: Im vergangenen Jahr gingen rund 3,8 Prozent mehr Ärzte in den Ruhestand (insgesamt 72.540) – im Jahr 2012 betrug die Steigerung noch 2,6 Prozent. Zudem nehme auch das Durchschnittsalter der Ärzte seit Jahren zu, so der BÄK-Präsident. „Die Statistik belegt eindeutig, dass die demografische Entwicklung auch die Ärzteschaft erfasst hat.“ Ein weiterer Faktor: Immer mehr Ärzte – Männer wie Frauen – arbeiten in Teilzeit. Die Zahl hat sich von 31.000 Ärzten in 2001 auf 54.000 im Jahr 2011 erhöht. „Junge Menschen mit einer hochqualifizierten Ausbildung sind zu Recht nicht mehr bereit, ihren Lebensstil, ihre Lebensqualität und ihre Arbeitnehmerrechte an den Pforten der Krankenhäuser und Arztpraxen abzugeben“, erklärt Montgomery.

Um den Ärztemangel in Deutschland wirksam zu bekämpfen, müssten mehr Studienplätze in Humanmedizin angeboten werden, fordert der Ärztechef – ihre Zahl sei im Vergleich der 90er Jahre um fünf Prozent gesunken. Auch die Tätigkeit müsse attraktiver gestaltet werden, etwa durch bessere Anerkennung und Bezahlung. Zudem sollten weitere Maßnahmen ergriffen werden, wie etwa der Abbau von Überstunden, Diensten und Bürokratie sowie flexible Arbeitszeitregelungen und mehr Angebote für die Kinderbetreuung. „Es geht um nicht weniger, als die Motivation einer ganzen Generation nachwachsender Ärztinnen und Ärzte“, macht Montgomery deutlich.


Annette Lüdecke