MLP Gesundheitsreport 2014

Ärzte und Versicherte noch zufrieden

Berlin - 01.04.2014, 14:39 Uhr


Noch fällt das Urteil über das deutsche Gesundheitssystem positiv aus: Knapp 80 Prozent der Versicherten bewerten die Gesundheitsversorgung weiterhin als gut oder sehr gut – bei den Ärzten sind es sogar 90 Prozent. Dies ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Allerdings wächst auch die Sorge vor zu wenig Personal, zu wenig Geld und einer Zwei-Klassen-Medizin.

Die Erwartungen für die nächsten zehn Jahre sind überwiegend düster: 74 Prozent der befragten Versicherten erwarten, dass die GKV-Beiträge steigen werden. 69 Prozent meinen, es komme künftig immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Medizin – nicht einmal jeder vierte (23%) rechnet damit, dass das Gesundheitssystem so leistungsfähig wie heute bleibt. 63 Prozent rechnen damit, dass die gesetzlichen Krankenkassen nur noch die Kosten für die medizinische Grundversorgung übernehmen werden. Des Weiteren glaubt über die Hälfte (57%), dass bestimmte Behandlungen aus Kostengründen nicht mehr durchgeführt werden.

Auch in der Ärzteschaft sind die Erwartungen alles andere als rosig. 64 Prozent der Mediziner glauben an eine Verschlechterung der Gesundheitsversorgung innerhalb der kommenden zehn Jahre. Neben der großen Sorge, dass es immer schwieriger werden wird, alle medizinisch notwendigen Leistungen zu verordnen (84%), rechnen 78 Prozent damit, weniger Zeit für die Patienten zu haben. 75 Prozent meinen, es komme immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Medizin, und 70 Prozent, dass eine Gesundheitsversorgung auf dem heutigen Niveau nicht mehr für alle gewährleistet sein wird.

Als Hauptgründe führte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts, die älter werdende Gesellschaft, die abnehmende Zahl der Beitragszahler und die wachsende Personalnot an. Schon heute gäben über 20 Prozent der Ärzte an, dass sie häufig oder gelegentlich aus Kostengründen auf Behandlungen verzichten müssten – 40 Prozent verschoben Behandlungen ins nächste Quartal oder Jahr, um sie im Budget unterzubringen. Inzwischen sehen zudem 77 Prozent der Ärzte durch den Kostendruck im Gesundheitswesen ihre Therapiefreiheit gefährdet.

Von der Politik erwarten viele Versicherte laut der Umfrage mehr Engagement für eine Absicherung der Gesundheitsversorgung. Von den aktuellen Projekten der Großen Koalition scheint vor allem der Plan einer zentralen Terminvergabe für schnellere Arzttermine auf unterschiedliche Meinungen zu stoßen: 45 Prozent finden dies gut – jeder Dritte lehnt das Vorhaben dagegen ab, weil Einschränkungen der freien Arztwahl gefürchtet werden. 57 Prozent der gesetzlich Versicherten mussten danach in den vergangenen Jahren ein- oder mehrmals mehr als drei Wochen auf einen Arzttermin warten, bei den Privatversicherten waren es dagegen 33 Prozent.


Juliane Ziegler


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