Arzneimittelrückstände im Wasser

Mit Pflanzenkohle Arzneirückstände filtern

02.07.2013, 14:22 Uhr


Das Problem ist bekannt: Antibiotika, Hormone oder Schmerzmittel wirken nicht nur auf den Menschen, der sie einnimmt. Über das Abwasser landen sie über die Kanalisation in Flüsse und Seen und über das Grundwasser teilweise sogar ins Trinkwasser. Damit werden sie zum Problem für Umwelt und Tiere. Ein Forschungsprojekt am Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien (UFT) der Universität Bremen will dieses Problem lösen – mithilfe eines besonderen Filters.

Arzneimittelrückstände im Wasser sind ein großes Problem für Umwelt, Mensch und Tier, betont Projekt-Mitarbeiter Dr. Ingo Dobner von der Uni Bremen. Bei Fischen komme es zum Beispiel durch Hormon- und Medikamentenaufnahme zur Verweiblichung und Geschlechtsumwandlung. Doch sein Filterkonzept könnte Abhilfe schaffen: „Es ist ein sehr wirksames, aber auch kostengünstiges und technisch leicht anzuwendendes Verfahren“, sagt Dobner. Erstmals könnte mit Bio- bzw. Pflanzenkohle das Wasser von Arzneimittelrückständen gereinigt werden. Die Pflanzenkohle – also verkohltes Holz – halte das Wasser beim Durchsickern durch das Substrat länger fest. „Sie funktioniert im Grunde wie ein Schwamm und kann dadurch die Schadstoffe besser aus dem Wasser herausfiltern“, erklärt Dobner. Die Versuchsergebnisse aus einer ersten Projektphase mit unterschiedlichen Bodenfiltern hätten einen deutlichen Reinigungseffekt mit der Pflanzenkohle gezeigt.

Außerdem soll die Filteranlage mit besonders robusten und anpassungsfähigen Pflanzen wie Rohrglanzgras, Blutweiderich und Iris sowie speziellen Pilzen kombiniert werden. Dies soll einen zusätzlichen Reinigungseffekt erreichen. Weil Dobner und seine Kollegen weitere Erkenntnisse aus dem Langzeitverhalten zur Reinigungsleistung erwarten, fördert die DBU nun auch die zweite Projektphase.

Dobner verweist darauf, dass sich die Forschung rund um Arzneimittelreste vor allem um die Reinigung von Krankenhausabwässern rankt. Doch Patienten verließen die Krankenhäuser immer früher – und dies belaste die häuslichen Abwässer zunehmend. Dobners Methode ist daher auf kleine und kommunale Kläranlagen zugeschnitten.

DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde sieht in dem Forschungsprojekt einen besonderen Mehrwert und Vorteil für die Umwelt und die mittelständische Wirtschaft: „Gerade kleine und mittelständische Unternehmen wie Hersteller von Abwassertechnik bzw. Bodenfilter-/Pflanzenkläranlagen, Planungs- und Ingenieurbüros oder dem Garten- und Landschaftsbau können von dem Projekt profitieren und auch unter ökonomischen Aspekten einen ökologischen Beitrag für mehr Verbraucherschutz leisten."


Kirsten Sucker-Sket


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