Multiple Sklerose

TNF-Rezeptor-Variante als mögliche Ursache

Bochum - 11.07.2012, 09:41 Uhr


Patienten mit Multipler Sklerose (MS) weisen einen veränderten TNF-Rezeptor-1 auf. Möglicherweise nimmt dieses Protein eine Schlüsselrolle im Krankheitsgeschehen ein.

Die neu entdeckte Rezeptorvariante ist spezifisch für MS-Patienten. Die Multiple Sklerose wird als Autoimmunerkrankung verstanden. Bisher ist nur wenig über die Entstehungsmechanismen bekannt. Diskutiert werden Umweltfaktoren, vor allem virale Infektionen, ebenso wie der Vitamin-D-Spiegel im Blut und die Sonneneinstrahlung. Außerdem beeinflussen genetische Varianten das Krankheitsgeschehen.

Durch eine genomweite Assoziationsstudie wurde jetzt ein neuer genetischer Zusammenhang entdeckt. Genomweite Assoziationsstudien werden durchgeführt, um Genvarianten nachzuweisen, die SNP, single nucleotide polymorphisms.

Ein bestimmter SNP, der zu einer TNF-Rezeptor-1-Variante führt, ist mit Multipler Sklerose assoziiert, jedoch nicht mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoider Arthritis, Psoriasis oder Morbus Crohn. Die Wissenschaftler entdeckten bei MS-Patienten einen Austausch in einem Gensegment des TNF-Rezeptors-1. Dadurch könnte dieser Rezeptor löslich werden und den im Gehirn aktiven Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) binden, der als eines der wichtigsten Zytokine lokal und systemisch Entzündungsreaktionen steuert. Diese „Antagonisierung“ von TNF-alpha könnte die Autoimmunreaktionen bei der Multiplen Sklerose erklären, so die daraus folgende neue Hypothese.

Im klinischen Alltag hat sich gezeigt, dass Wirkstoffe, die TNF-alpha antagonisieren, nur bei der Multiplen Sklerose, nicht aber bei anderen Autoimmunerkrankungen zu einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufes führen. Dagegen ist diese Antagonisierung bei anderen autoimmunen Erkrankungen, wie Rheuma, ein wesentlicher Stützpfeiler der Therapie.

Literatur: Gregory, A. P., et al.: Nature 2012, Online: doi:10.1038/nature11307.


Dr. Bettina Hellwig