Kalialaun statt Zitronensäure

Verwechslung in Apotheke geht glimpflich aus

Berlin - 06.06.2012, 13:56 Uhr


Eine Apotheke im bayerischen Dietmannsried verkaufte versehentlich Kalialaun anstelle von Zitronensäure – und löste damit einen Großeinsatz der Polizei und Feuerwehr aus. Bis zum Nachmittag suchten die Einsatzkräfte über Radio und mit Lautsprecherdurchsagen nach dem unbekannten Kunden. Am Nachmittag meldete er sich bei der Polizei.

Gegen 11:30 Uhr am Dienstagvormittag hatte ein Mann in einer Apotheke in Dietmannsried 30g Zitronensäure erwerben wollen. Aufgrund einer Verwechslung bekam er jedoch eine Packung mit 30g Kalialaun. Gegenüber DAZ.online sagte ein Polizeisprecher, dass die Verwechslung für den Kunden nicht zu erkennen gewesen sei. Nachdem eine Angestellte der Apotheke den Fehler bemerkt hatte, verständigte sie umgehend die Polizei. Die Beamten fanden in der Fachliteratur einen Vermerk, dass Kalialaun bereits in geringen Grammzahlen tödlich wirken kann, und leiteten eine umfangreiche Fahndung nach dem Mann ein.

Während eine Warnmeldung über die Medien verbreitet wurde, fuhren vier Polizeifahrzeuge mit Lautsprecherdurchsagen durch Dietmannsried. Die Feuerwehr informierte mittels Durchsagen in angrenzenden Gemeinden. Zusätzlich versuchte die Polizei, die Identität des Mannes zu ermitteln: Mit dem Foto einer Überwachungskamera befragten Beamte Ärzte und Passanten in Geschäften. Gegen Nachmittag meldete sich der gesuchte Mann schließlich bei der Polizei.

Der 71-jährige aus dem Unterallgäu hatte die Substanz noch nicht eingesetzt. Er wollte die Zitronensäure verwenden, um Holundersaft herzustellen. Nach Einschätzungen der Polizei bestand für den Mann keine Gesundheitsgefährdung. Er hätte lediglich eine kleine Menge für den Saft verwendet – vermutlich wäre es nur zu einer Reizung aufgrund der adstringierenden Wirkung der Substanz gekommen. Die Ermittlungen, wie es zu der Verwechslung kommen konnte, dauern noch an.

Kalialaun, oder Kaliumaluminiumsulfat Dodecahydrat, kann nach Angaben der Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg ab einer Einnahme von zwei Gramm tödlich wirken. Diese hatte aufgrund eines anderen Verwechslungsfalls im Jahr 2009 Informationen zu Kalialaun gesammelt. Demnach reagiert die Substanz in wässriger Lösung sehr sauer. Bereits zweiprozentige Lösungen können zu Verätzungen der Mundschleimhaut führen, wenn diese getrunken würden.

Alaun steht auch deshalb in der Kritik, weil es als Zutat in Rezepten für selbst gemachte Kinderknete auftaucht. Die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker (AMK) warnt vor der Verwendung: „Alaun ist eine Chemikalie und hat in Kinderspielzeug nichts zu suchen. Wer Knetmassen selbst herstellen will, sollte sich auf Lebensmittel als Zutaten beschränken“, so der AMK-Vorsitzende Dr. Martin Schulz.


Almuth Schmidt