Umstrittene Initiative in Großbritannien

„Pille danach“ so leicht zu bestellen wie Pizza

Berlin - 09.12.2011, 11:32 Uhr


In Großbritannien stößt derzeit die staatliche Schwangerschaftsberatung BPAS mit einer Werbekampagne auf starke Kritik. Auf ihrer Internetseite rät sie Frauen, die „Pille danach“ für die Weihnachtstage kostenlos zu bestellen. Diese sei damit so leicht wie eine Pizza zu bestellen, mahnt Michaela Aston von der Organisation Life.

Ihr kostenloses Angebot zur sogenannten „morning-after pill“ begründet die BPAS – die auch Schwangerschaftsabbrüche vornimmt – mit einer erhöhten Zahl von ungewollten Schwangerschaften während der Weihnachtszeit. Die „Pille danach“ sei gerade in dieser Zeit jedoch oftmals schwierig zu bekommen. Die Schwangerschaftsberatung rät daher dazu, sie zu haben, bevor Frau sie braucht. Dabei stellt sich die Frage, ob sich Frauen, die sich zu Beginn der Weihnachtszeit um die „Pille danach“ bemühen können, nicht ebenso gut um eine hormonell weniger einschneidende Verhütungsmethode kümmern können.

Eine kostenlose Packung – oder wenn nötig auch genug für den ganzen Dezember – erhält bei BPAS jede Frau, die ein Online-Formular ausfüllt. Sonst ist die „Pille danach“ in Großbritannien kostenpflichtig in Apotheken und Drogerien erhältlich. Nach einer anschließenden telefonischen Konsultation, die ungefähr 15 Minuten dauert und der Überprüfung der medizinischen Eignung für das Medikament dienen soll, wird das Präparat Levonelle® versendet. Als Beilage zum Präparat gibt es ein Kondom und eine entsprechende Info-Broschüre.

Kritisiert wird diese Werbemaßnahme insbesondere von der Organisation Life. Dort ist man nicht davon überzeugt, dass die Aktion ungewollte Schwangerschaften in der Weihnachtszeit verhindern wird. Im Gegenteil: Wenn eine Frau die „Pille danach“ – wenn auch nur „für alle Fälle“ – zu Hause hat, besteht laut Sprecherin Aston vielmehr die Gefahr eines riskanten Sexualverhaltens, insbesondere durch den mit der Weihnachtszeit verbundenen vermehrten Alkoholkonsum.

Das Angebot scheint bei Frauen jedoch auf großen Zuspruch zu stoßen: BPAS verkündet auf ihrer Internetseite, mit dem Verschicken während der Weihnachtszeit nicht mehr hinterherzukommen. Mit Blick auf die Begründung für die Werbekampagne dürfte sich damit jedoch die Frage nach dem verbleibenden Sinn der Aktion stellen.

Nicht nur in Großbritannien ist die „Pille danach“ derzeit ein Thema. Auch in Deutschland wird über sie diskutiert – hierzulande geht es dabei um die Frage, ob sie von der Rezeptpflicht freigegeben werden sollte. Frauenärzte sprechen sich jedoch klar gegen eine Freigabe aus. „Die Verordnung muss individuell entschieden werden und erfordert unbedingt ärztliches Know-how und ärztliche Begleitung“ heißt es in einer Mitteilung des Berufsverbandes der Frauenärzte. Die Hormondosis sei bei der Notfall-Pille 15 Mal höher als bei der Antibabypille. Außerdem könnten nicht zu unterschätzende Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden und Übelkeit auftreten.


Juliane Ziegler