Phytotherapie

Süßholz ist Arzneipflanze des Jahres 2012

Würzburg - 22.11.2011, 12:07 Uhr


Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ hat das Süßholz zur Arzneipflanze des Jahres 2012 gekürt. Er will damit nicht nur auf das arzneiliche Potenzial dieser altbekannten Arzneidroge hinweisen, sondern auch auf das Vorbild einer nachhaltigen Wildsammlung, das in vielen Ländern praktiziert wird.

Das Europäische Arzneibuch kennt drei Stammpflanzen der Droge Süßholzwurzel (Liquiritiae radix), die außer den Wurzel auch die Rhizome umfasst: Glycyrrhiza glabra, G. inflata und G. uralensis. In Europa spielt die erste Art die größte Rolle; sie ist von Spanien über den nördlichen Mittelmeerraum, Vorderasien und Südrussland bis Zentralasien verbreitet und wurde früher auch in Deutschland angebaut, z.B. in der Umgebung von Bamberg. Die beiden anderen Arten sind in Zentral- und Ostasien heimisch. Hauptanbauländer von Süßholz sind die Türkei, China, Russland, Bulgarien, Italien, Spanien sowie Südfrankreich. In Asien wird die Wurzel auch in großem Stil wild gesammelt, d.h. an ihrem natürlichen Wuchsort geerntet. Das Konzept der „kontrollierten, nachhaltigen Wildsammlung“ besagt, dass nur ortsansässige Personen die wilden Nutzpflanzen ernten und dass sie höchstens so viel ernten, wie wieder nachwächst. Dadurch bleibt der ländlichen Bevölkerung zugleich eine wünschenswerte Einkommensquelle erhalten. Seit Kurzem gibt es den vom World Wide Fund for Nature (WWF) und dem Artenschutzprogramm TRAFFIC (Trade Records Analysis of Flora and Fauna in Commerce) mitentwickelte „FairWild“-Standard. Er stellt eine nachhaltige Wildsammlung unter Erhalt der natürlichen Ressourcen mit fairen Preisen in der Lieferkette bis zum Verbraucher sicher.

Süßholz ist ein altbewährtes Hustenmittel (Expektorans), denn es steigert die Schleimhautsekretion, sodass ein erkälteter Patient mehr Auswurf abhusten kann; zudem schützt es die Magenschleimhaut. In Form von Arzneitees konsumieren die Deutschen allerdings nur etwa 100 Tonnen Süßholzwurzel jährlich, was etwa 1,2 Gramm pro Person entspricht. Weitaus größere wirtschaftliche Bedeutung hat die süße Wurzel bei uns als Zutat für die Herstellung von Kräuterlikören, diversen Lebensmitteln und insbesondere von Lakritze; dieses Wort ist von lateinisch „liquiritia“ abgeleitet, das wiederum auf das griechische „glykys rhiza“, „glykyrrhiza“ (süße Wurzel) zurückgeht.


Dr. Wolfgang Caesar