Apothekerverband Schleswig-Holstein

Froese fordert zeitgemäße Verträge

Kiel - 16.11.2015, 13:40 Uhr

Peter Froese sorgt sich um sinkende Apothekenzahlen in ländlichen Regionen. (Foto: Müller-Bohn)

Peter Froese sorgt sich um sinkende Apothekenzahlen in ländlichen Regionen. (Foto: Müller-Bohn)


Neben den bekannten Honorarforderungen mahnt Peter Froese an, die Krankenkassen müssten durch die Anpassung von Lieferverträgen das Sachleistungsprinzip sicherstellen. Dies dürfe nicht zu Lasten der Apotheken gehen.

Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein am Samstag in Kiel beschrieb der Verbandsvorsitzende Peter Froese den andauernden Trend zu Apothekenschließungen als Problem für den Verband. Denn dadurch sinke die Mitgliederzahl und es werde immer schwieriger die Gremien zu besetzen. Zugleich müsse die Arbeit immer detaillierter und professioneller werden. „Wir müssen uns immer mehr mit unnötigen Dingen beschäftigen“, so Froese. Außerdem sorgt er sich um die langfristigen Folgen der sinkenden Apothekenzahl für die Versorgung in ländlichen Regionen.

Daher betonte Froese die Honorarforderungen der Apotheker: eine klar formulierte und funktionierende Anpassung der Preisbildung, die faire Honorierung besonderer Leistungen wie Rezepturen und BtM-Abgabe und die Aufstockung des Nachtdienstfonds. Dieser Fonds stelle den richtigen Weg dar, aber mit einer zu niedrigen Summe. Diese reiche für das politische Ziel der Stabilisierung nicht aus.

Zeitgemäße Strukturen nötig

Außerdem stellte Froese eine strukturelle Forderung auf. Die Sozialgesetzgebung müsse mit dem übrigen Recht synchronisiert werden, insbesondere mit dem Apothekenrecht. Dazu gehöre, dass Krankenkassen ihrer gesetzlichen Aufgabe nachkommen, das Sachleistungsprinzip sicherzustellen. Dazu müssten sie umfassende Verträge schließen. Doch dies würden die Krankenkassen nicht erfüllen. Die Rahmenverträge für Schleswig-Holstein stammten aus dem vorigen Jahrhundert, für die AOK aus dem Jahr 1988, und würden viele heutige Regeln nicht berücksichtigen. Doch die Krankenkassen seien zur Anpassung verpflichtet, erklärte Froese und forderte, dass dies nicht zu Lasten der Apotheken geschehen dürfe.

Außerdem müssten die Apotheker, die die Versorgung leisten, die gleichen Möglichkeiten zur Auswertung von Verschreibungsdaten wie der Bund und die Krankenkassen erhalten. Denn solche Auswertungen seien nötig für die Einführung von „E-Health“. Dazu gab sich Froese zuversichtlich. Die Apotheker würden schnell aufwachen und könnten nun die bereits bestehenden technischen Grundlagen nutzen.

Chancen und Herausforderungen durch Flüchtlinge

Mit Blick auf den Flüchtlingsansturm forderte Froese, die Kollegen unter den Flüchtlingen in die Versorgung der Flüchtlinge einzubeziehen. „Letztlich brauchen wir sie“, erklärte Froese. Bei der Versorgung in den Erstaufnahmelagern sei Sorgfalt und Flexibilität gefragt. Dort würden viele pharmazeutische Probleme auftreten. Doch entstehe ein sehr konstruktives Miteinander mit den Ärzten. Daher forderte Froese: „Wir sollten diesen aufwändigen Weg versuchen zu gehen.“ Er begrüßte die Entscheidung, den Asylbewerbern in Schleswig-Holstein Krankenversicherungskarten zu gewähren, forderte aber „vollständige Klarheit über die Lieferbedingungen“.

Politische Agenda 

Das Jahr 2016 sieht Froese als die beste Zeit, Einfluss auf die Wahlprogramme der Parteien zu gewinnen, aus denen später der lange wirksame Koalitionsvertrag erstellt werde. Zur laufenden Gesetzgebung forderte Froese dringend, OTC-Arzneimittel ausdrücklich aus dem Antikorruptionsgesetz auszunehmen. Denn ein bewusst deregulierter Markt könne nicht mit strafrechtlichen Mitteln „re-reguliert“ werden. „Das passt nicht zusammen“, so Froese.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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