25 Jahre Deutsche Einheit

ABDA: Einheit im Apothekenmarkt vollendet

Berlin - 22.09.2015, 11:50 Uhr

Nach 25 Jahren Deutscher Einheit hat sich die Apothekenlandschaft in Ost und West angeglichen. (Foto: Fotolia/lukas555)

Nach 25 Jahren Deutscher Einheit hat sich die Apothekenlandschaft in Ost und West angeglichen. (Foto: Fotolia/lukas555)


In der Qualität der Versorgung mit Arzneimitteln gibt es nach 25 Jahren Deutscher Einheit zwischen Ost und West keine Unterschiede mehr. Die Apothekendichte liegt hier wie dort bei 25 Apotheken pro 100.000 Einwohner und damit leicht unter dem EU-Durchschnitt von 31 Apotheken. Darauf weist die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in einer Mitteilung zum Jubiläumsdatum hin.

Markante Unterschiede lassen sich laut ABDA indes immer noch im Umgang mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln feststellen: Im Osten wird häufiger geimpft, mehr junge Frauen nehmen die Anti-Baby-Pille und es kommen mehr Diabetes-Medikamente zum Einsatz. Im Westen dagegen werden häufiger Atemwegserkrankungen therapiert und mehr individuelle Rezepturen verordnet. Auffällig ist zudem: In der Nachwendegeneration der 20- bis 25-Jährigen verbrauchen Westdeutsche mehr Arzneimittel als Ostdeutsche; in ihrer Großelterngeneration der 70- bis 75-Jährigen kehrt sich dieses Verhältnis um. Diese Ergebnisse basieren auf Berechnungen des Deutschen Arzneiprüfungsinstitutes (DAPI).

Schmidt erklärt Unterschiede

„Die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln ist ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung in Ost und West gleichermaßen gut“, so ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. „Regionale Unterschiede in der Apothekenstruktur wird es weiterhin geben, sie haben aber nichts mit der Deutschen Einheit zu tun." Schmidt weiter: „Bei der Anwendung von Impfstoffen, der Anti-Baby-Pille und anderen verordneten Arzneimitteln gibt es allerdings immer noch große Unterschiede, auch wenn inzwischen Millionen Menschen zwischen Oder und Rhein hin- und hergezogen sind. Abweichende Altersstrukturen und Krankheitsprofile sind nur ein Grund für die Unterschiede. Hier wirken auch historische bzw. soziologische Muster noch nach. Entscheidend ist aber, dass jeder Patient überall gleich gut versorgt wird – ob auf Rügen oder im Schwarzwald. Und das muss auch der Anspruch unserer Gesellschaft an ein solidarisches Gesundheitswesen bleiben."

Apothekenzahl im Osten gestiegen, im Westen gesunken

Laut ABDA gab es 1990 in der ehemaligen DDR 2.465 Apotheken, in der alten Bundesrepublik 17.433, zusammen also 19.898 Apotheken. 25 Jahre später hat sich die Zahl der Apotheken in den neuen Bundesländern deutlich auf 4.012 erhöht, während sie in den alten Bundesländern auf 16.429 gesunken ist. Wegen des Anstiegs in Ostdeutschland liegt die Gesamtapothekenzahl mit 20.441 um knapp 600 über dem Wert von vor 25 Jahren. Angeglichen hat sich dadurch die Apothekendichte: In Ost wie West kommen auf 100.000 Einwohner jetzt 25 Apotheken.

Um fast 50 Prozent höher lag 2014 in Ostdeutschland die Impfbereitschaft. Pro 1.000 GKV-Versicherte wurden in den neuen Länder 623 Impfdosen verabreicht, im Westen nur 441. Unterschiede gibt es auch in der Nutzung der Anti-Baby-Pille: Pro 1.000 Frauen unter 20 Jahren wurden 2014 auf GKV-Rezept im Osten 577 Packungen abgegeben, im Westen 530. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Anti-Diabetika: Pro 1.000 GKV-Versicherte erhielten ostdeutsche Patienten 485 Packungen, in der alten Bundesrepublik nur 376 Packungen. Bei Atemwegserkrankungen ist das Verhältnis umgekehrt.  Pro 1.000 GKV-Versicherte wurden im Osten 317 Arzneimittel abgegeben, im Westen 363. Rezepturen wurden pro 1.000 GKV-Versicherte in ostdeutschen Apotheken 77 gefertigt, im Westen 113.

Im Generationenvergleich hat sich der Arzneimittelverbrauch verschoben: Pro 1.000 GKV-Versicherte im Alter von 20 bis 25, also nach der Wende geborene, wurden 2014 im Osten 2.067 Rx-Arzneimittel verordnet, im Westen waren es 2.416. Bei den Großeltern war das Verhältnis noch umgekehrt: 1.000 GKV-Versicherte Ostdeutsche im Alter von 70 bis 75 erhielten 16.846 Rx-Verordnungen, im Westen betrug dieser Wert 16.747.

In der DAZ-Ausgabe in der kommenden Woche (Nr. 40) können Sie einen ausführlichen Bericht über ein Gespräch mit ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zu seinen persönlichen Erinnerungen an die spannende Zeit der Wiedervereinigung und des Zusammenwachsens beider Apothekensysteme lesen.


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