Gesundheitspolitik

Lauterbach schreibt Buch und produziert Schlagzeilen

Berlin - 26.08.2015, 12:10 Uhr

Karl Lauterbach hat ein Buch geschrieben - und ist plötzlich wieder allgegenwärtig. (Foto: Sket)

Karl Lauterbach hat ein Buch geschrieben - und ist plötzlich wieder allgegenwärtig. (Foto: Sket)


Knapp zwei Jahre hat er stillgehalten. Jetzt meldet sich der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende und führende Gesundheits-Experte der Sozialdemokraten, Karl Lauterbach, auf der gesundheitspolitischen Bühne zurück. Seine Anmerkungen zu den steigenden Kosten von Krebstherapien und den drohenden Beitragssteigerungen der Krankenkassen fallen wohl nicht rein zufällig ins Ende der parlamentarischen Sommerpause: Lauterbach hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Die Krebsindustrie“ – und rührt dafür die Werbetrommel.

In einem „Spiegel- Essay“ und in einem Interview mit „Der Tageszeitung“ (TAZ) stellt Lauterbach seine Krebstherapie-Thesen vor. Für Schlagzeilen sorgen gezielte Vorwürfe an die Pharmaindustrie, dort herrsche Goldgräberstimmung, Krebstherapien seien der mit Abstand der lukrativste Markt der Branche. Der Gesundheits-Professor warnt vor enormen Verteilungskämpfen und wirft den Arzneimittelherstellern Profitgier vor. Denn anders als von den Firmen behauptet, seien die hohen Preise keineswegs durch die hohen Forschungskosten gerechtfertigt: „Die Grundlagenforschung wird fast ausschließlich an Universitäten betrieben, die eigentlichen Forschungskosten liegen nur zwischen 100 bis 200 Millionen Dollar pro Medikament." Solche Aussagen sorgen programmgemäß für Schlagzeilen und lenken die Aufmerksamkeit auf sein neues Buch.

Debatte um Zusatzbeiträge

Zeitgleich mischt sich der der SPD-Politiker in die Diskussion über die Kassenbeiträge ein. Obwohl die gesetzlichen Kassen noch auf hohen Reserven sitzen, heizt Lauterbach die Debatte über steigende Zusatzbeiträge an. Gesetzlich Krankenversicherte müssten sich dauerhaft an steigende Beiträge gewöhnen: „Das wird eine Zukunftsentwicklung sein, wo es nur eine einzige Richtung gibt“, sagte Lauterbach im Deutschlandfunk. „Es wird langfristig nicht vermeidbar sein, dass die Beitragssätze steigen.“

Angesichts absehbar steigender Krankenkassenbeiträge will Lauterbach wieder zur paritätischen Finanzierung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber zurückkehren. Käme diese Anpassung nicht, würde das insbesondere viele Geringverdiener und Rentner stark belasten. Im ARD-„Morgenmagazin“ sagte Lauterbach, dass man mittelfristig eine Bürgerversicherung brauche. Damit zieht Lauterbach eines der Themen für den nächsten Bundestagswahlkampf wieder aus der politischen Schublade. „Das ist natürlich mit der Union nicht zu machen“, weiß Lauterbach. Darüber müsse dann öffentlich gestritten werden.

Im aktuellen Koalitionsvertrag hatten Union und SPD das Thema Bürgerversicherung ausgeklammert. Stattdessen hatte sich die SPD schweren Herzens darauf eingelassen, den Arbeitgeberbeitrag festzuschreiben. Allerdings hatten Lauterbach und Unions-Verhandlungsführer Jens Spahn eine unveröffentlichte Nebenabrede getroffen: Steigen die Zusatzbeiträge zu stark, will auch die Union den Arbeitgeberbeitrag wieder erhöhen. Eine Grenze für den Zusatzbeitrag wurde allerdings nicht vereinbart.


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