Substitutionsausschlussliste

Becker und Stackelberg: Liste muss klein bleiben

23.04.2015, 17:25 Uhr

Fritz Becker: Zum Wohl der Patienten sollten pharmazeutische Bedenken häufiger genutzt werden! (Foto: Sket)

Fritz Becker: Zum Wohl der Patienten sollten pharmazeutische Bedenken häufiger genutzt werden! (Foto: Sket)


Berlin - Ungewohnte Einigkeit präsentierten gestern der DAV-Vorsitzende Fritz Becker und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands Johann-Magnus von Stackelberg: Die Substitutionsausschlussliste, an deren zweiten Tranche gerade gefeilt wird, sollte so kurz wie möglich gehalten werden, erklärten beide bei einer Podiumsdiskussion. Statt die Liste nicht austauschbarer Substanzen ausufern zu lassen, sollten Apotheker häufiger das Instrument der pharmazeutischen Bedenken anwenden.

GKV-Spitzenverband und Deutscher Apothekerverband (DAV) hatten die Liste ursprünglich selbst erstellen sollen. Nachdem sie sich monatelang nicht einigen konnten, welche Substanzen nun automatisch vom Austausch in der Apotheke ausgeschlossen sein sollten, übertrug der Gesetzgeber dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) die Veranwortung für die Liste. Dieser hatte dann im Herbst vergangenen Jahres die ersten von der Aut-idem-Substitution ausgeschlossenen Wirkstoffe/Darreichungsformen beschlossen, die nun im Anhang der Arzneimittelrichtlinie zu finden sind. Diese Liste wurde im Dezember wirksam. Mittlerweile läuft das Stellungnahmeverfahren für die zweite Tranche.

Becker: Bei Retax zum Streit bereit

Becker zeigte sich gestern beim Pro Generika-Podiumstalk „nicht ganz glücklich“ mit der bisherigen Liste. Probleme gebe es vor allem bei den Schilddrüsenhormonen, weil es hier immer wieder herstellerseitige Lieferprobleme gebe. „Wir sollten die Liste in Zukunft knapp halten“, erklärte er. Schließlich hätten die Apotheken das Instrument der pharmazeutischen Bedenken. „Das müssen wir intensiv zum Wohl der Patienten nutzen!“ Sollte es einmal zu Retaxationen kommen, weil Apotheker pharmazeutische Bedenken geltend gemacht haben, „streite ich mich gerne mit den Kassen“, betonte Becker.

Stackelberg erinnerte daran, dass der DAV in der Verhandlungsphase mit dem GKV-Spitzenverband ausdrücklich solche Arzneimittel in die Liste aufgenommen wissen wollte, die häufig pharmazeutische Bedenken auslösen. Das habe der Spitzenverband schon damals abgelehnt. Richtig sei: Die nun vom G-BA erstellte Liste müsse so kurz wie möglich bleiben. Je größer die Liste werde, desto mehr werde sie zu einem „Angriff auf die Kompetenzen von Arzt und Apotheker“. Diese könnten schließlich mit Aut-idem-Kreuz und pharmazeutischen Bedenken selbst den Austausch verhindern.

 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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