Erstattungsbetrag

Spahn ermahnt Krankenkassen

Berlin - 22.01.2015, 08:35 Uhr


Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn hat die Krankenkassen aufgefordert, in den Verhandlungen mit Pharmakonzernen über neue Arzneimittel zu einer angemessenen Preisfindung zu kommen. „Arzneimittel mit einem echten Zusatznutzen dürfen durchaus auch mehr kosten als die bisherigen Therapien – bei großem Fortschritt auch deutlich mehr“, sagte er „Capital“. Die Pharmaindustrie dürfe nicht wie eine Zitrone behandelt und immer weiter ausgepresst werden bis sie durch sei.

Ein modernes Gesundheitssystem sei auf die Forschungserfolge der Industrie angewiesen, so Spahn. Wenn ein neues Medikament die Lebenserwartung der Patienten im Schnitt um drei Monate verlängere, „dann bedeutet das, dass auch ein Patient dabei ist, der vielleicht drei Jahre länger lebt. Da müssen wir uns fragen, wie viel ist das am Ende wert? Wir müssen jedenfalls aufpassen, dass wir die Pharmaindustrie nicht wie eine Zitrone behandeln, immer weiter pressen und irgendwann feststellen: Mist, jetzt ist die Zitrone durch.“

Ende vergangener Woche war die einjährige Verhandlungsfrist für das neue Hepatitis-C-Präparat Sovaldi® (Sofosbuvir) des US-Herstellers Gilead ohne Einigung zu Ende gegangen. Jetzt hat eine Schiedsstelle drei Monate Zeit, um zu einer Preisfindung zu kommen. Der Gesetzgeber wollte auf diesem Wege verhindern, dass eine Seite absichtlich die Verhandlungen verzögert.

Für eine Therapie mit dem Medikament verlangt der US-Hersteller laut „Capital“ bislang zwischen 60.000 und 120.000 Euro. Auch die Kassen räumen ein, dass Sovaldi® einen hohen Wirkungsgrad hat. Damit und mit den entfallenden Folgebehandlungen begründet Gilead denn auch den enorm hohen Preis, der heftige Debatten über die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems ausgelöst hat.


dpa/DAZ.online


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