Apothekennotdienste in Schleswig-Holstein

Neue Notdienstordnung auf dem Weg in den Alltag

Kiel - 25.09.2014, 11:49 Uhr


Die im Juni beschlossene Notdienstordnung war auch bei der gestrigen Sitzung der Kammerversammlung in Schleswig-Holstein ein wesentliches Diskussionsthema. Denn die Apothekenteams bereiten sich jetzt auf die EDV-gestützte entfernungsabhängige Notdiensteinteilung vor und sehen sich nun mit Detailfragen konfrontiert. Bei den Ärzten führte die Umstellung indes zu Irritationen.

Die Anzahl der vollen Notdienste im Land wird nur geringfügig von 12.654 im Jahr 2014 auf 12.616 im nächsten Jahr zurückgehen, berichtete Kammerpräsident Gerd Ehmen. Da jedoch die bisher häufigen Teildienste als Pflichtleistung entfallen, sinkt die Belastung der Apotheker im Durchschnitt – und das Notdienstangebot kann in der öffentlichen Wahrnehmung als geringer empfunden werden. Einzelne Delegierte zeigten sich erstaunt, dass die Diensthäufigkeit im neuen System stark schwanke und dann insbesondere bei Filialverbünden zufällig starke Häufungen von Notdiensten entstünden.

Bei dem neuen System ist auch zu fragen, inwieweit gedruckte Notdienstkalender noch sinnvoll sind. Jede Apotheke müsste einen eigenen Kalender drucken lassen, weil es keine Notdienstkreise mehr gibt und für jede Apotheke andere Notdienstapotheken auszuweisen sind. Außerdem können sich Notdienste durch Tauschvorgänge ändern. Denn für 2015 können in Schleswig-Holstein Notdienste zwischen den von der Software vorgesehenen Partnern nach Belieben getauscht werden.

Einige Delegierte schlugen eine Frist vor, nach der nur noch in Notfällen getauscht werden darf. Danach könne ein Kalender gedruckt werden, den manche Apotheken als Werbeträger schätzen. Kammerjustiziar Dr. Stefan Zerres verwies dazu auf andere Kammerbezirke, in denen Gebühren von bis zu 150 Euro von Tauschvorgängen abhalten sollen. Ein Landapotheker mit relativ großer Notdienstbelastung argumentierte, gedruckte Kalender seien angesichts neuer Medien obsolet und das neue System solle mit all seinen Vorteilen genutzt werden. Dazu gehöre auch der einfache Tausch mit dem jeweils aktualisierten Datenexport.

Um die Umstellung zu erleichtern, wird die Apothekerkammer Schleswig-Holstein zumindest für 2015 bei den kurzfristigen Tauschmöglichkeiten bleiben. Angeregt wurde auch, die Software solle mehr als vier Notdienstapotheken auswerfen. Denn an den Rändern großer Städte und für die Anlaufpraxen könnten mehr Apotheken relevant sein, abhängig von der Richtung, aus der die Patienten anfahren.

Ehmen berichtete, Vertreter der Ärzte hätten sich irritiert gezeigt, dass die Apotheker sie wegen der Änderung der Notdienste nicht gefragt hätten. Er sehe dies aber gelassen, zumal die Ärzte bei der Einführung der Anlaufpraxen auch die Apotheker nicht kontaktiert hätten. In der Diskussion wurde angeregt, im Sinne der verstärkten Zusammenarbeit langfristig über Apothekennotdienste in der Nähe der Anlaufpraxen nachzudenken, auch wenn dies zu einer Zentralisierung des Notdienstes und damit zu einem Systemwechsel führen würde.

Dagegen wurde argumentiert, die Ärzte hätten aus Mangel an Ärzten und aufgrund missbräuchlicher Nutzung des Fahrdienstes ein zentralisiertes System eingeführt. Doch die Apotheker würden weiterhin auf flächendeckende Versorgung setzen und damit einen ganz anderen Ansatz verfolgen. Mit der neuen Software solle gerade die flächendeckende Versorgung unter Beteiligung aller Apotheken gestärkt werden.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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