Zweite Verhandlungsrunde zum Ärztehonorar

Hausärzteverband: Honorare nicht nach Gießkannenprinzip verteilen

Berlin - 27.08.2014, 09:14 Uhr


Kassenärzte und Krankenkassen gehen heute Mittag in die zweite Runde der Honorarverhandlungen für 2015. Der Deutsche Hausärzteverband forderte im Vorfeld differenzierte Honorarerhöhungen für einzelne Ärztegruppen – je nach ihrer Bedeutung für die medizinische Versorgung und Einkommenssituation. Er sieht mehr Nachholbedarf bei den Honoraren als bei den hoch technisierten Facharztpraxen.

Letzte Woche Montag hatte die Honorarverhandlungen begonnen. Gut sieben Stunden berieten sich Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und des GKV-Spitzenverbandes. Die Stimmung wurde als „sachlich, nüchtern“ beschrieben – die Positionen lagen erwartungsgemäß weit auseinander. Die Forderungen der Ärzte belaufen sich nach Darstellung des GKV-Spitzenverbandes auf 15 Prozent oder fünf Milliarden Euro mehr an Honoraren – hierfür hat die Kassenseite kein Verständnis.

Nun hat sich auch der Deutsche Hausärzteverband zu Wort gemeldet. „Statt Honorarsteigerungen nach dem Gießkannenprinzip brauchen wir eine gezielte Förderung für die Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland“, sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt. In dünn besiedelten Gebieten fahre der Hausarzt heute „für 20 Euro kilometerweit zu seinen Patienten raus“. Das sei betriebswirtschaftlich nicht abzubilden und unter tariflichen Gesichtspunkten prekär, so Weigeldt. Auch das Nachwuchsproblem bei den Hausärzten führt er darauf zurück, dass sich deren Verdienstmöglichkeiten weiterhin nicht mit denen eines Facharztes vergleichen ließen.

Weigeldt plädierte für die Förderung eines zweigliedrigen Systems. Dabei solle der Hausarzt für die Bevölkerung erster Ansprechpartner sein, der „als Koordinator die Befunde zusammenstellt und den ganzen Menschen sieht“. Auf der zweiten Ebene müssten dann die Spezialisten angesiedelt sein. „Die Koordination ist für die älter werdende Bevölkerung wichtig. Das heißt, wir brauchen eine starke Hausärztebasis“, so der Verbandschef.

Was die nun wieder anstehenden Verhandlungen zum Honorar angeht, so hofft Weigeldt, dass kein Schiedsspruch nötig wird. Dies wäre ein „Armutszeugnis für die Selbstverwaltung“. 2012 verlangte die KBV 3,5 Milliarden Euro Honorarsteigerungen und löste damit einen äußerst heftigen Konflikt aus, bei dem Ärzte als eine Art Streik mit vorübergehenden Praxisschließungen drohten.


dpa/DAZ.online


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