Patientensicherheit in der EU

Deutlich verbessert, aber lange nicht optimal

Remage - 01.07.2014, 08:44 Uhr


Die Patientensicherheit in Europa hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Die meisten Länder haben entsprechende Strategien und Sicherungssysteme installiert. Die Patienten sind aufgeklärter und eher bereit, sich zur Wehr zu setzen und Zwischenfälle zu melden. Bei der diesbezüglichen Kompetenz der Gesundheitsberufe werden allerdings noch deutliche Mängel ausgemacht.

Die Aktivitäten der Kommission und der Mitgliedstaaten auf diesem Gebiet gehen zurück auf eine Empfehlung des Rates von 2009 zur Sicherheit der Patienten. Sie beinhaltet eine Gesamtstrategie auf EU-Ebene mit mehreren Aktionsbereichen, deren „Abarbeitung“ nun nach einem ersten Update in 2012 zum zweiten Mal beleuchtet wird. Nach dem Bericht der Kommission haben 26 Länder mittlerweile Strategien oder Programme für die Patientensicherheit oder werden in Kürze darüber verfügen. In 20 Ländern sind entsprechende Standards inzwischen verbindlich vorgeschrieben, in 19 werden Leitlinien zur Patientensicherheit verwendet. Fast alle Länder (27) unterhalten Berichterstattungs- und Lernsysteme für Zwischenfälle.

Wo hapert es noch? Schätzungen zufolge kommt es bei 8 bis 12 Prozent der in Krankenhäuser eingewiesenen Patienten in der EU während der Behandlung zu Zwischenfällen, und zwar durch therapieassoziierte Infektionen (ca. 25% der Zwischenfälle) oder auch durch Medikationsfehler, chirurgische Fehler, Fehlfunktionen medizinischer Geräte und Fehldiagnosen. Hier müsse dringend Abhilfe geschaffen werden, meint die Kommission – und zwar über spezialisiertes Personal, das geschult ist, Infektionen einzudämmen, sowie über ausreichende Isolationskapazitäten in den Gesundheitseinrichtungen.

Und was meinen die Patienten? Hierzu wurde im November-Dezember 2013 in allen 28 EU-Ländern eine Eurobarometer-Umfrage durchgeführt. Nach den Ergebnissen hält mehr als die Hälfte der EU-Bürger (53%) es für wahrscheinlich, dass Patienten bei einer Krankenhausbehandlung in ihrem Land Schaden erleiden könnten. Dieser Prozentsatz schwankt jedoch sehr stark von Land zu Land: In Zypern glauben dies 82 Prozent, in Österreich nur 21 Prozent. Fast die Hälfte der Betroffenen, die tatsächlich einen Zwischenfall erlebten, hat diesen auch gemeldet. Allerdings ist in 37 Prozent der gemeldeten Fälle den Auskünften zufolge „nichts geschehen“. Immerhin gab jeder fünfte Betroffene an, eine Entschuldigung des Arztes oder Pflegemitarbeiters bekommen zu haben. 17 Prozent erhielten von der Gesundheitseinrichtung sogar eine Erklärung für den Fehler.


Dr. Helga Blasius