Rauschgiftlage 2013

Wieder mehr Drogentote

Berlin - 17.04.2014, 13:31 Uhr


1.002 Menschen starben im letzten Jahr in Deutschland an den Folgen ihres Drogenkonsums. Damit stieg die Zahl der Drogentoten erstmals seit 2009 wieder an – um rund 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der polizeilich erfassten Rauschgiftdelikte wuchs 2013: Mit 253.525 Fällen waren es rund 7 Prozent mehr als 2012. Hingegen registrierte die Polizei weniger erstauffällige Konsumenten harter Drogen: Mit 19.210 Personen waren es zwei Prozent weniger als 2012.

Sorge bereitet dem BKA-Chef vor allem die Ausbreitung von kristallinem Methamphetamin („Crystal“). Während die Zahl erstauffälliger Konsumenten von Amphetamin bzw. Methamphetamin 2013 nahezu konstant blieb, stieg deren Zahl bei Crystal auf 2.746 (+7%). Ebenso haben sich die Sicherstellungsfälle und -mengen gegenüber dem Vorjahr weiter erhöht. In 3.847 Fällen (+ 10%)  stellte die Polizei insgesamt 77 Kilogramm (+ 3%) Crystal sicher. Nach wie vor stamme der Großteil der für den deutschen Markt bestimmten Droge aus der Produktion illegaler Rauschgiftlabore in der Tschechischen Republik. Zierke zeigte sich besorgt, da Crystal besonders große gesundheitliche Risiken birgt. „Nicht nur auf Ebene der Strafverfolgungsbehörden, sondern auch im Bereich der Aufklärung und Prävention muss daher alles dafür getan werden, diese Entwicklung zu stoppen“, so der BKA-Präsident.

Nach wie vor weit verbreitet ist zudem Ecstasy: Hier stellte die Polizei mit knapp 18 Prozent den größten Anstieg bei der Zahl erstauffälliger Konsumenten harter Drogen fest (1.480 Personen). Zurück ging dagegen die Zahl der registrierten Erstkonsumenten von Heroin. Sie lag bei  1.789 – ein Minus von rund 14 Prozent. Weiterhin erfasste die Polizei letztes Jahr 3.173 Erstkonsumenten von Kokain. Dies entspricht einem Rückgang von knapp 3 Prozent gegenüber 2012.

Droge Nummer eins ist nach wie vor Cannabis – das jedoch nicht zu den harten Drogen zählt. Der Anstieg der Cannabisdelikte setzte sich der Polizeistatistik zufolge 2013 fort und erreichte mit 145.013 registrierten Straftaten (2012: 134.739) einen neuen Höchststand seit 2008.

Die Drogenbeauftragte betonte, dass nach wie vor zu viele Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen sterben. „Dass wir im letzten Jahr einen leichten Anstieg zu verzeichnen hatten, macht deutlich, dass wir in unseren Bemühungen um die Drogenprävention und in der Suchthilfe nicht nachlassen dürfen“, so Mortler. Positiv zu vermerken sei, dass bei den unter 30-Jährigen die Todesfälle im Vergleich zum Jahr 2012 deutlich gesunken sind. Erst ab der Altersklasse der über 30-Jährigen stiegen die Drogentodeszahlen an. Das Durchschnittsalter der Toten lag – wie im Vorjahr – bei rund 38 Jahren. Und: Mit 83 Prozent waren es in erster Linie Männer, die die Drogen in den Tod führten.

Für Harald Terpe, den Sprecher der Grünen für Sucht- und Drogenpolitik, sind mehr als 1.000 Drogentote eine „niederschmetternde Zahl“. Sie sei immer noch so hoch wie 1989 – doch die Drogenpolitik habe in den letzten 25 Jahren offenbar nicht aus den zahlreichen Projekten, Studien und Erfahrungen gelernt. Terpe ist überzeugt: Mit der richtigen medizinischen Behandlung wären viele noch am Leben. Zum Beispiel mithilfe von Diamorphin. Doch bis heute würden von den etwa 150.000 Heroinabhängigen in Deutschland nur 600 mit dem synthetischen Heroin behandelt. Überregulierung, etwa eine sechsmonatige Methadonsubstitution als Zugangsvoraussetzung für die Diamorphinbehandlung, verhindere eine Ausweitung der Behandlung, so Terpe. Er verweist auch auf die langfristigen Folgen unhygienischer Konsumbedingungen: So infizieren sich viele Abhängige mit HIV oder Hepatitis C. Doch nur ein kleiner Teil der mit Hepatitis Infizierten werde durch einen Facharzt behandelt – mittelfristig stürben die Betroffenen daher an dieser Infektion.


Kirsten Sucker-Sket