Befreiung von unnötigem Papierkram

Gröhe: „Gute Pflege braucht Zeit“

Berlin - 15.04.2014, 15:19 Uhr


Die wuchernde Bürokratie ist nicht nur in Apotheken ein großes Ärgernis – auch Pflegekräfte sind unzufrieden mit dem Umfang des bürokratischen Aufwands. Doch für letztere könnte sich dies künftig ändern. Der Abschlussbericht eines vom Gesundheitsministerium finanziell unterstützten Projekts kommt nämlich zu dem Ergebnis, dass die Pflege nicht leiden muss, wenn Pfleger weniger detaillierte Angaben schriftlich abliefern müssen.

„Gute Pflege braucht vor allem eins“, erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in einer Mitteilung des BMG – „Zeit“. Die bürokratischen Anforderungen für Pflegekräfte müssten daher auf das Maß reduziert werden, „das zur Qualitätssicherung wirklich notwendig ist“. Die im inzwischen öffentlichen Abschlussbericht zusammengefassten Ergebnisse des Modellprojekts zeigten, wie das gelingen könne, so Gröhe weiter. „Nun geht es darum, die Erfahrungen aus dem Projekt in die Fläche zu tragen.“

Ziel des vom BMG geförderten Projekts war es, Vorschläge zum Abbau von Bürokratie in der Pflegedokumentation zu finden. Im Mittelpunkt stand dabei die Praxistauglichkeit. Im Rahmen des Projekts testeten 26 stationäre Pflegeeinrichtungen und 31 ambulante Pflegedienste Modellbögen für eine einfachere Dokumentation im Alltag. Zuvor war das Konzept von der Ombudsfrau für Entbürokratisierung in der Pflege, Elisabeth Beikirch, zusammen mit Fachleuten aus Praxis und Wissenschaft sowie juristischer Expertise entwickelt worden.

Auf der Grundlage des im Projekt erarbeiteten Strukturmodells kann der Dokumentationsaufwand „erheblich“ reduziert werden, heißt es beim BMG – und zwar ohne dadurch fachliche Standards zu vernachlässigen, die Qualität zu gefährden oder haftungsrechtliche Risiken aufzuwerfen. So könnten laut Abschlussbericht Pflegeeinrichtungen in der Grundpflege nur noch Ereignisse bzw. Leistungen dokumentieren, die von der Pflegeplanung abweichen – eine Dokumentation von Routinetätigkeiten entfiele. Die Umsetzung einer umfassenden Implementierungsstrategie ist laut BMG in Vorbereitung.

Vertreter von Pflegekassen und Pflegeanbietern auf Bundesebene reagierten prompt: Man habe bereits ein förmliches Beschlussverfahren eingeleitet, um die vereinfachte Pflegedokumentation flächendeckend zu ermöglichen, erklärt der GKV-Spitzenverband in einer Mitteilung. Dokumentationen in der stationären und ambulanten Pflege sollten ab sofort ohne Abstriche bei der Aussagekraft im Umfang deutlich reduziert werden. „Wir müssen die Pflege von unnötigem Papierkram befreien“, betont Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbandes der Pflegekassen.

Hier finden Sie den Abschlussbericht zum Projekt.


Juliane Ziegler


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