Arzneimittel-Versandhandel

Bunge schreibt offenen Brief an DocMorris-Chef

Berlin - 25.09.2012, 15:49 Uhr


Martina Bunge, die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, ist irritiert über den Brief, den DocMorris-Chef Olaf Heinrich kürzlich an die Kunden der holländischen Versandapotheke verschickt hat. In einem offenen Brief an Heinrich rückt sie einige Behauptungen zurecht, die „fern der Realität“ sind.

Die „16. AMG-Novelle“ hat den Bundesrat passiert – die ausdrückliche gesetzliche Bindung ausländischer und nach Deutschland liefernder Versandapotheken an die deutsche Preisbindung steht vor der Tür. Doch DocMorris will sich nicht von seinen Boni-Gewohnheiten abbringen lassen. „Ihr Rezeptbonus für DocMorris bleibt!“ lautet die Botschaft des DocMorris-Chefs an seine Kunden.

Doch Heinrich habe in seinem Brief einige Falschinformationen untergebracht, beklagt nun Bunge. So hieß es dort: „Einige Bundesländer, wie zum Beispiel das CSU-geführte Bayern, verlangen in Koalition mit Die Linke sogar ein völliges Verbot des Versandhandels zulasten der Patienten“. Dies sei falsch, so die Bundestagsabgeordnete: „Ein völliges Verbot ist in Deutschland schon aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben nicht möglich“. Bekanntlich hatte die Linksfraktion gefordert, den Versandhandel auf rezeptfreie Arzneimittel zu begrenzen. Dies möge Heinrich in einem Schreiben an seine Kunden korrigieren, fordert Bunge.

Die Linken-Politikerin vermisst in dem Brief zudem einen klaren Hinweis Heinrichs auf die Entscheidung des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe vom August dieses Jahres. Danach sind Versandapotheken, die ihren Sitz außerhalb von Deutschland haben und nach Deutschland liefern, an das deutsche Arzneimittelpreisrecht gebunden. Einer ausdrücklichen gesetzlichen Klarstellung, wie sie nun erfolgt ist, hätte es daher gar nicht bedurft.

Bunge will sich auch nicht vorhalten lassen, ihre Partei mache gemeinsame Sache mit den Apothekerverbänden. Als zuständige Gesundheitspolitikerin ihrer Fraktion unterhalte sie sich nicht nur mit den Verbänden der inhabergeführten Präsenzapotheken, sondern diskutiere auch auf Podien von Verbänden der Versandapotheken. „Beides ist wichtig für eine ausgewogene Meinungsbildung“, heißt es in dem offenen Brief. Auch der Aufstellung der Parteispenden lasse sich entnehmen, dass die von Heinrich behauptete „Lobbypolitik zugunsten der Pharmaindustrie oder der Apotheken für die Fraktion Die Linke abwegig ist – im Gegensatz zu der von Ihnen herangezogenen CSU“.

Bunge hält Heinrich ihrerseits vor, ihm gehe es als Chef eines großen niederländischen Arzneimittelversenders vorrangig um Unternehmensgewinne. Bei den Linken sei dies anders: „Uns geht es um eine gute Versorgung der Patientinnen und Patienten“. Und so befürworte man eine Verschärfung der Beratungspflicht für die deutschen Apotheken. „Diese muss proaktiv erfolgen und empathisch auf die einzelne Patientin und den einzelnen Patienten eingehen“. Der Versandhandel könne dies schon systembedingt nicht leisten.


Kirsten Sucker-Sket