Apothekenhonorar

ABDA streitet über Streikmaßnahmen

Berlin - 24.08.2012, 11:51 Uhr


In der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) gibt es Streit über die angekündigten Protestmaßnahmen gegen die Erhöhung des Apothekenhonorars um 25 Cent. Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz lehnt Apothekerstreiks ab. Damit stellt sich die ehemalige BAK-Präsidentin gegen DAV-Chef Fritz Becker, der als Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg Warnstreiks für die kommenden Tage angekündigt und eine Urabstimmung nicht ausgeschlossen hatte.

Magdalene Linz, Kammerpräsidentin in Niedersachsen, lehnt Streikmaßnahmen hingegen ab: „Ein kompletter Streik wäre kontraproduktiv: Wir müssen die Menschen auf unser Problem aufmerksam machen, aber wir dürfen sie nicht gegen uns in Stellung bringen“, sagte Linz auf DAZ.online-Anfrage. Sie könne zwar „den Aufruhr unter den Kollegen absolut nachvollziehen“, aber „mit wem wollen Sie denn ins Gespräch kommen, wenn Sie die Apotheken schließen?“, so Linz.

„Bereits in wenigen Tagen soll es zu Warnstreiks kommen“, hatte dagegen der LAV Baden-Württemberg am Donnerstag angekündigt. „Sollte den Apothekern keine adäquate Honoraranpassung zugestanden werden, dann wird bei uns eine Urabstimmung durchgeführt, ob gestreikt werden soll“, erklärte Becker. „Die Antwort wird nun aus den Apotheken kommen. Die Basis ist wütend und bodenlos enttäuscht und in ganz Deutschland gleichermaßen betroffen“, so Becker.

Nach Ansicht von Magdalene Linz verstößt ein Apothekenstreik gegen Paragraf 23 ApBetrO. Danach seien Apotheken zur Öffnung ihrer Offizin verpflichtet. Die Niedersächsische Kammerpräsidentin lehnt Streikmaßnahmen aber auch aus politischen Gründen ab. Stattdessen schlägt Linz andere Protestaktionen vor: „Wir brauchen intelligente Maßnahmen, um auf das Problem aufmerksam zu machen“, so Linz. Einzelheiten wollte Linz nicht nennen. Dagegen beteiligt sich die Präsidentin der Bundesapothekerkammer (BAK), Erika Fink, an einer Umfrage im Kammerbezirk Hessen, um die Streikbereitschaft der dortigen Apothekenleiter abzufragen.

Abwarten will zunächst auch die Apothekengewerkschaft Adexa: Sie will sich Demonstrationen und anderen Maßnahmen anschließen, falls die laufenden Abfragen eine klare und breite Protestbereitschaft der Apothekenleiter ergeben, so eine Sprecherin. Darüber haben ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf und Adexa-Vorsitzende Barbara Neusetzer bei einem Gespräch am vergangenen Donnerstag Einvernehmen erzielt. „Unglücklich“ findet Adexa allerdings, dass im Zusammenhang mit Protestmaßnahmen gegen die geplante Honorarerhöhung um 25 Cent der Begriff „Streik“ verwendet wird. Der Begriff Streik sei für Tarifauseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern reserviert, und darum handele es sich hier nicht, hieß es.


Lothar Klein