Bahr auf Radtour durch Münster

AVWL-Vorstand trifft Daniel Bahr

Münster - 20.08.2012, 20:26 Uhr


Wenn der Bundesgesundheitsminister nicht zu den Apothekern kommt, kommen diese eben zu ihm: Der Vorstand des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe passte Daniel Bahr heute vor dem Abendessen am ersten Tag seiner Sommer-Fahrradtour durch Münster ab. Bahr begrüßte die Apotheker mit einem „Wo sind eure Zahlen?“ und nahm sich rund zehn Minuten Zeit für ein Gespräch.

Minister Bahr ist heute und morgen gemeinsam mit Journalisten auf Radtour durch seinen Wahlkreis Münster. Dabei werden verschiedene Einrichtungen des Gesundheitswesens angesteuert – eine Apotheke steht allerdings nicht auf dem Programm. Dennoch: Der AVWL-Vorstand nutzte die Gelegenheit, Bahr persönlich zu treffen und ihm ein Schreiben „zuzustellen“. Darin legen der AVWL-Vorsitzende Klaus Michels und der Geschäftsführer des Verbandes Sebastian Schwintek nochmals dar, warum die vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) vorgesehene Erhöhung des Apotheken-Fixzuschlags um 25 Cent „völlig unzureichend“ ist.

Neben der persönlichen Übergabe des Briefes war auch noch Zeit für ein Gespräch. Dabei ging es vornehmlich um die heiß umstrittenen Zahlen. Nachdem die Politik nicht zufrieden war, mit dem was ihr die Apotheker vorlegten, hatte das BMWi bekanntlich selbst gerechnet. Diese Rechnung wiederum geht in den Augen der Apotheker nicht auf.

Bahr betonte, die der geplanten Honorarpassung nun zugrunde gelegten Zahlen habe er „nicht am Schreibtisch berechnet, weil er den Apothekern nichts gönne“. Doch die vom BMWi vorgelegten Berechnungen seien bislang nicht widerlegt.

Michels und Schwintek sehen dies anders. In dem dreiseitigen Schreiben, das sie dem Minister überreichten, monieren sie unter anderem gerade die Berechnungsgrundlagen des BMWi. Dieses habe den sich durch die erhöhte Zahl abgegebener Packungen seit dem Jahr 2004 ergebenden Rohertragszuwachs von der Kostensteigerung abgezogen. Dies führe zu einer Perpetuierung der damaligen Honorarsituation. Es mache hierdurch notwendige Investitionen unmöglich, stehe im Widerspruch zu den Erfordernissen einer wirtschaftlich nachhaltigen Betriebsführung und sei leistungsfeindlich. Da die Berechnungsgrundlage des BMWi auch für künftige Jahre gelten solle, wäre die Apotheke dauerhaft von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt. Hinsichtlich weiterer methodischer Mängel der Berechnungsgrundlage verweisen Michels und Schwintek zudem auf die Stellungnahme der ABDA zur geplanten Änderung der Arzneimittelpreisverordnung, die dem Schreiben beigefügt ist.

Darüber hinaus legen sie weitere Argumente der Apothekerschaft dar: So hätten Apotheken bereits im ersten Halbjahr 2012 durch den auf 2,05 Euro erhöhten Apothekenabschlag Einsparungen in Höhe von 600 Millionen Euro für die gesetzlichen Kassen erbracht. Sie verweisen ferner auf den allgemeinen Kostenanstieg seit dem Jahr 2004 und die gestiegenen Personalkosten – eine Erhöhung des Apothekenhonorars um 3 Prozent steht hierzu in keinem Verhältnis. Für – berechtigterweise geforderte – Anhebungen der Gehälter von Apothekenmitarbeitern reiche die vorgesehene Honoraranpassung „nicht ansatzweise“ aus.  

„Wir werben daher um Ihre Unterstützung für unser Anliegen einer angemessenen Honoraranpassung für die Versorgungsleistungen der Apotheken“, heißt es in dem Brief. Zudem bieten die AVWL-Vertreter Bahr an, sich vor Ort in seinem Wahlkreis über die Situation der Apotheken zu informieren.

Kommenden Mittwochvormittag werden Bahr die Argumente der Apotheker erneut vorgetragen werden: Dann steht im Bundesgesundheitsministerium ein Treffen des Ministers mit ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf, seinem Vize Friedemann Schmidt, ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz und DAV-Chef Fritz Becker an.


DAZ.online