Im neuen Spiegel

„Klientelpolitik“ und „Goldgrube“

Berln - 22.01.2012, 11:56 Uhr


Das ABDA/KBV-Modell könnte zu einer wahren Goldgrube werden, mutmaßt der „Spiegel“ in seiner neuesten Ausgabe vom 23. Januar im Zusammenhang mit einer "Klientelpolitik" des Gesundheitsministers Daniel Bahr.

Und: „Den Medizinern geht es finanziell so gut wie lange nicht mehr“, so das Magazin weiter, „FDP-Mann Bahr ist der spendabelste Minister, den die Branche je erlebt hat.“ Nach Darstellung des Magazins schwimmt das Gesundheitssystem dank hoher Beiträge und niedriger Arbeitslosigkeit in Geld. 

Aber an eine Entlastung der Beitragszahler wolle Bahr nicht denken, das Geld sei für Wichtigeres eingeplant. Der Spiegel: „Bahr baucht die Milliarden, um die klassische FDP-Klientel der niedergelassenen Ärzte, Zahnärzte und Apotheker weiterhin positiv zu stimmen. Für den Minister, dessen Partei in Umfragen bei drei bis vier Prozent dümpelt, kommt es jetzt auf jede Stimme an.“

Und so wird laut Spiegel die Klientel der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker bedient: Ärzte erhalten eine „Extra-Buschzulage“, wenn sie sich in dünn besiedelten Gebieten niederlassen, das Honorar für Hausbesuche in Pflegeheimen steigt und Zahnärzte können höhere Sätze abrechnen. 

Die Apotheker profitierten nach den Darstellungen des Magazins davon, dass Naturheilpräparate für viele Versicherte wieder erstattet würden – „was auch die Hersteller von Bachblüten und Kräutertropfen sehr erfreut“. Angesprochen wird die neue Regelung, wonach die Kassen nun selbst bestimmen können, ob sie die Erstattung von Präparaten der Phytotherapie, Homöopathie und Anthroposophie als Satzungsleistung erstatten. Voraussetzung für die Erstattung sei, dass die Präparate in der Apotheke verkauft werden.  

Auch das ABDA/KBV-Modell sieht der „Spiegel“ als mögliche Goldgrube: Ärzte und Apotheker sollen bei der Arzneimittelauswahl für chronisch kranke Patienten zusammenarbeiten: „Eigentlich sollten sie das schon heute tun. Doch um die Kooperationsbereitschaft zu erhöhen“, so sieht es das Nachrichtenmagazin, „winkt ein zusätzlicher finanzieller Anreiz.“

Fazit: Ein typischer „Spiegel“-Bericht, der auf dünner Grundlage, Vermutungen, und Prognosen Stimmung macht. Mag zutreffen, dass die Ärzte durch die FDP-Politik des Gesundheitsministers profitieren. Die Apotheker dagegen leiden wie selten zuvor unter den Maßnahmen, die Rösler und Bahr zu verantworten haben. Dass die Apotheker von der Erstattung der Naturheilpräparate zu Lasten der Kassen profitieren, ist abwegig, zumal erst die Techniker Krankenkasse von dieser Möglichkeit zaghaft Gebrauch macht. 
Und dass das ABDA/KBV-Modell zur Goldgrube wird, ist vollkommen abwegig. Das Modell steht erst am Anfang einer Erprobung, letztlich ist sein Schicksal noch vollkommen ungewiss und die Honorierung dürfte mehr als bescheiden ausfallen. 


Peter Ditzel