Spannung bei BKK und IKK

Krankenkassen in Not

Düsseldorf/Stuttgart - 19.04.2011, 10:28 Uhr


Die City BKK wird möglicherweise von den Behörden geschlossen - als erste Krankenkasse. Die Versicherten müssten dann die Kasse wechseln. Doch weitere und größere Versicherer könnten folgen. Auch die Vereinigte IKK steht unter Druck.

Nach der City BKK ist auch die zweitgrößte Innungskrankenkasse Deutschlands, die Vereinigte IKK, in finanzielle Schieflage geraten. Die anderen Innungskassen sollen einspringen. Bei der vor einer möglichen Schließung stehenden City BKK in Stuttgart wird unterdessen mit Spannung das Votum des zuständigen Bundesversicherungsamts (BVA) erwartet. „Das BVA wird entscheiden“, sagte eine Sprecherin des BKK-Bundesverbands.

Die Vereinigte IKK rede derzeit mit den übrigen Innungskassen über eine „Strukturhilfe“, bestätigte eine Sprecherin am 18. April in Düsseldorf. Wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ zuvor berichtet hatte, geht es um 50 Millionen Euro.

Bei der Vereinigten IKK wirke sich der Gesundheitsfonds negativ aus, weil er regionale Unterschiede in der Versorgung nicht ausgleiche, erläuterte die Sprecherin. „Die Vereinigte IKK prüft derzeit alle möglichen Optionen, die die Wettbewerbsfähigkeit langfristig erhalten“, teilte die Sprecherin mit. Die Innungskrankenkasse erhebe „aufgrund ihrer Vermögenswerte und Liquidität“ derzeit aber keinen Zusatzbeitrag.

Die Innungskrankenkasse mit Sitz in Düsseldorf war im vergangenen Jahr aus der Fusion der Signal Iduna IKK und der IKK Nordrhein hervorgegangen. Mit gut 1,6 Millionen Versicherten zählt sie sich zu den „Top 15 der deutschen Krankenkassen“. Die Vereinigte IKK hat Standorte in Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.

Bei der City BKK gibt es nach eigenen Angaben drei Szenarien für den Fall, dass die Kasse keine eigene Zukunft hat. Die anderen Betriebskrankenkassen könnten finanzielle Hilfen in Höhe von rund 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen, die Kasse findet noch einen Fusionspartner - oder sie wird zu Kosten von rund 150 Millionen Euro geschlossen. Die Versicherten müssen dann zu einer anderen Kasse wechseln.

Bereits im Herbst hatte der BKK-Verband ein 40-Millionen-Euro-Hilfspaket für die Kasse geschnürt. Nun muss die Aufsichtsbehörde BVA entscheiden, ob sie der Kasse eigenständig eine Zukunft gibt. Die Kasse, die aus den BKKs für die öffentlichen Beschäftigten der Städte Hamburg und Berlin sowie aus mehr betriebsorientierten BKKs aus Süddeutschland hervorgegangen ist, ist derzeit zahlungsfähig. Es werden die Zahlen des ersten Quartals geprüft. Die Zahl der Versicherten liegt derzeit bei 183.000, wobei Anfang des Jahres etwa 10.000 vor Zusatzbeiträgen zu anderen Kassen flohen.

Der Konzentrationsprozess bei den Kassen ist politisch gewollt. Die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hielt 20 bis 50 Kassen für ausreichend. Das BVA erwartet weniger als 150 Kassen Ende 2011.


dpa