PKV

Privatversicherten drohen höhere Beiträge

Berlin - 22.10.2010, 15:31 Uhr


Viele der rund 8,8 Millionen Privatversicherten müssen in den kommenden Jahren offenbar erneut mit deutlich höheren Beiträgen rechnen. Niedrige Zinsen infolge der Finanzkrise belasteten die Bilanzen der Krankenversicherungen, berichtet heute die „Financial Times Deutschland“.

Allein wegen der geringen Renditen seien mittelfristig Prämien- Erhöhungen von 6 bis 8 Prozent nötig, berichtete das Blatt unter Berufung auf interne Berechnungen der Unternehmen. Dazu kämen noch die normalen Beitragsanpassungen wegen der höheren Kosten für Ärzte, Kliniken und Arzneimittel. Höhere Beiträge wegen der Zinsen könnten frühestens zum Januar 2012 greifen – für 2011 seien die Sätze schon festgelegt.

Ein Sprecher des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) nannte den Bericht „hochspekulativ“. Zahlen zur Beitragsentwicklung könne der Verband allerdings nicht nennen, da es sich um individuelle Unternehmensentscheidungen handele.

Hintergrund für die möglichen Tariferhöhungen ist ein spezieller Zinssatz mit der Obergrenze 3,5 Prozent. Zu diesem vom Bundesfinanzministerium festgelegten Satz müssen die mehr als 40 Privatversicherer die Rückstellungen für ihre Kunden verzinsen, die sie aus den Beitragseinnahmen für den Versicherungsschutz im Alter bilden müssen.

Dem Bericht zufolge garantieren alle der im Wettbewerb befindlichen Krankenversicherer ihren Kunden heute den Höchstsatz, haben teils aber Probleme, ihn selbst wieder einzufahren. Der Verbandssprecher betonte, die Mehrzahl der Versicherer lehne eine Absenkung dieses Zinssatzes ab. Laut „FTD“ gibt es in der Branche diese Forderungen.

Künftig will die schwarz-gelbe Koalition Privatkassen von Preisverhandlungen zwischen gesetzlichen Kassen und Arzneihersteller profitieren lassen. Mit der Gesundheitsreform ist zudem eine Absenkung der Frist für Gutverdiener bis zu einem Wechsel in die PKV von drei auf ein Jahr nach Überschreiten der Einkommensgrenze vorgesehen. „Das bringt der Branche in den kommenden ein, zwei Jahren eine Entlastung, aber dann stehen wir vor denselben Problemen“, sagte Hajo Köster vom Bund der Versicherten der dpa.


dpa