GKV-Bilanz 2009

Kassen melden überraschend hohen Überschuss

Berlin - 15.07.2010, 10:54 Uhr


Gerade erst hat die Regierungskoalition umfangreiche Maßnahmen zur Stabilisierung der GKV-Finanzen auf den Weg gebracht, da melden die gesetzlichen Krankenkassen für 2009 einen höheren Überschuss als erwartet: Der Überschuss lag rund 300 Millionen Euro höher als zunächst geschätzt und betrug 1,4 Milliarden Euro.

Dies bedeutet aber keine Entwarnung für die Versicherten, deren Kassen Zusatzbeiträge über den normalen Beitrag hinaus erheben. „Ohne diesen Überschuss im vergangenen Jahr müssten bereits heute deutlich mehr Krankenkassen Zusatzbeiträge erheben“, sagte Verbandssprecher Florian Lanz. Das Gesamtergebnis sage nichts über die jeweilige Finanzlage der 163 Kassen. Mehr als ein Dutzend erheben Zusatzbeiträge - die meisten davon acht Euro pro Monat. In diesem Jahr fehlen den Kassen laut Schätzerkreis für die Krankenversicherung 3,1 Milliarden Euro. Zur Deckung dieser Lücke blieben den Kassen nur Zusatzbeiträge oder gegebenenfalls Rücklagen, erläuterte Lanz. Im Jahr 2001 rechnet das Bundesgesundheitsministerium mit einem dramatischen Anstieg des Kassen-Defizits auf elf Milliarden Euro.

Nach den endgültigen Rechnungsergebnissen nahmen die Kassen im vergangenen Jahr 172,2 Milliarden Euro ein und gaben 170,8 aus. Den größten Überschuss hätten die Ortskrankenkassen mit 916 Millionen Euro eingefahren, bestätigte der AOK-Bundesverband. Das seien 1,4 Prozent der AOK-Ausgaben von insgesamt 64,2 Milliarden Euro. Diese Kassen mit überdurchschnittlich vielen Älteren profitieren besonders vom Anfang 2009 eingeführten Gesundheitsfonds, der höhere Zuweisungen für Chroniker brachte. Insgesamt ist der leicht höhere Überschuss auf normale Schwankungen seit der Schätzung zurückzuführen, hieß es aus den Kassen.

Der Branchenführer Barmer GEK mit 8,6 Millionen Versicherten will bis Jahresende ohne Zusatzbeiträge auskommen und auch ohne diese Extrabeiträge ins kommende Jahr starten, wie Sprecher Athanasios Drougias mitteilte. Dies liege vor allem am Vorhaben der Regierung, den Beitragssatz 2011 von 14,9 auf 15,5 Prozent heraufzusetzen und die Honorarzuwächse unter anderem bei den Hausärzten zu begrenzen. Die Kasse gewann seit Jahresbeginn 240.000 neue Mitglieder hinzu, was einen Nettozuwachs von 60.000 brachte.


Lothar Klein/dpa